Nepal / Island Peak 2016

Ich kam von Kathmandu zurück und die ersten Tage war mir alles andere Zumute, als einen Bericht zu schreiben. Meistens lag ich lustlos herum und hatte noch viele Eindrücke und Erlebnisse im Kopf.

Doch mit der ersten Kraft, kam er dann doch. Der Wunsch, meine letzten vier Wochen im Himalaya auf Papier und Online zu bringen.

Der Anfang und das Konzept ist ja bekanntlich das Schwierigste. So merkte ich, dass etwa ab dem fünften Tag, mir das Schreiben immer leichter fiel und mein Schreibstil wurde flüssiger.

Doch auch manche Gedanken und Erinnerungen trug ich, neben meinen Rucksack, im Kopf herum. Durften sie auch Platz in dem Bericht finden?

Leben, Laufen und Klettern am täglichen Limit. Und neben den Schönheiten des Himalaya auch viel Zeit zum Denken.

Und diese Gedanken haben mein Tun und auch mein Handeln stark beeinflusst.

Ich flog ab von Frankfurt, als starker Mensch, der daheim jede Rückendeckung hatte. Zwischen Kälte und Kopfschmerzen merkte ich jedoch eine Veränderung. Der Weg wurde für mich doppelt, wenn nicht dreifach, so schwer. Ich fühlte mich gebrochen und schwach. Erkämpfte mir jeden Tag die neue Motivation weiter zu gehen. 

Ich war stark angeschlagen und das machte sich auch körperlich bei mir bemerkbar!

Aber ich stand trotzdem am 23.10.2016 um 8.55 Uhr auf dem Gipfel des 6189 Meter hohen Island Peak.

Über meine Erfahrungen und den schweren Weg zurück, möchte ich den Leser der nächsten Zeilen informieren. 


1.Tag 07.10.2016Abflug Frankfurt

Meine Freunde hatten mich zum Flughafen nach Frankfurt gefahren und gaben mir auf meiner so wichtigen Expedition seelischen und moralischen Halt. Meine Aufregung und Anspannung war übergroß. Pünktlich starteten wir um 17 Uhr in Mannheim, doch kurz nach der Abfahrt, kamen wir gleich in einen riesen Stau bei Pfungstadt. Ich wurde gleich nervös, denn ich hatte große Angst davor, meinen Flug zu verpassen. Trotz eines kurzen Umweges, kamen wir pünktlich beim Terminal II an.

Als die nächste Tat erledigt war, atmete ich auf! Endlich war ich meine große, vom DAV Summit Club 20 Kilo schwere Trekkingtasche losgeworden.

Jetzt wollten wir gemütlich einen Kaffe trinken gehen. Gedanken rotierten in meinem Kopf, ich war froh das es nun endlich losging. Diese Expedition war eine große unbekannte für mich- und so etwas gab es in meinem Bergsteigerleben eigentlich nicht. Bisher hatte ich alles alleine durchgezogen und zwar von A-Z. Auch wenn wir hier noch zusammen waren, ich würde meine Freunde vermissen. Als ich die lange Rolltreppe nach oben fuhr und sah wie die drei mir nachblickten wurde ich mit einem male sehr traurig. "Kopf hoch", sagte ich mir," Das wird wieder-Du hast etwas zu erledigen".

Dann der blanke Horror!!! Meine Rucksack, also mein Handgepäck wurde gescannt und ich konnte es nicht fassen...in dem inneren  war noch irgendwo ein Taschenmesser. Wir durchsuchten den Rucksack, konnten es aber nicht finden, es musste ins Innenleben gerutscht sein. Immer wieder der Rucksack gescannt, und ich stand mittlerweile in Unterhosen da. Ich dachte mir : "Von wegen ich fliege nach Kathmandu-ich gehe heute Nacht in den Knast wahrscheinlich". Aber der Übeltäter wurde gefunden und ich durfte sogar nach einigen Schweißperlen weiter gehen. Endlich an Bord und der zaghafte Versuch die Füße auszustrecken. Neben mir saß Karo, die Wohnung und Job gekündigt hatte um in Nepal die erste Station ihrer Weltreise zu beginnen. Auch zwei Teilnehmer unserer Gruppe hatte ich entdeckt und ich war entspannter. Der Flieger hob ab. Erst mal nach Abu Dhabi und dann weiter nach Kathmandu.

Am Flughafen in Abu Dahabi.Das eigentliche Ziel Kathmandu wird schon mal angeszeigt.


2. Tag 08.10. 2016Ankunft Kathmandu

Am Flughafen Tribuvan in Katmandu

Das Abenteuer wartet.

In der Nacht hatten wir vier Stunden Aufenthalt in Abu Dhabi. Die Zeit nutzen wir zum Kaffee trinken und um durch den riesigen Flughafen zu schlendern. Für mich war die Verzögerung schlimm, ich war so gespannt auf Kathmandu und freute mich endlich dort ankommen zu dürfen. Um 10.30 Uhr Abu Dhabi Zeit ging es weiter . Der Flug nach Kathmandu würde nun knapp sieben Stunden dauern. Ich konnte mich auf nichts konzentrieren . Kein Film, kein Buch, nur auf den Monitor schaute ich zwischen den Nickerchen.

Gegen 17.10 Uhr rollten wir endlich an der Landebahn aus. Ich hatte vorher schon viele Blicke auf Kathmandu erhaschen können. Ich freute mich! Endlich raus aus dem engen Flugzeug. Der Flughafen in Kathmandu war einfach und es herrschte ein lauwarmer Wind, roch jedoch sehr nach Abgasen. In der Flughalle- Chaos. Da standen die Menschen in 4-5 Reihen und füllten irgendwelche kleine Zettel aus, wie zum Beispiel Einreisegenehmigung und Visum. Die 3-4 Flughafenkontrolleure schauten eher unbeteiligt dem Treiben zu. Gut, ich stellte mich mal an, in der Hoffnung am richtigen Ort zu stehen. Das wichtigste war ja, dass ich in Kathmandu war. Einreisebestimmung und Visum war innerhalb von 45 Minuten erledigt. Jürgen und Michael hatten inzwischen unsere Trekkingtaschen klar gemacht und wir begaben uns nun nach draußen.

Vor dem Flughafen herrschte ein reges Treiben, viele Autos, viel Huperei, viele Menschen und viele Hunde. Ich befand mich sofort in einer anderen aber mir symphatischen Welt. Ich war beeindruckt. Endlich entdeckte ich auch ein paar DAV Summits Trekking Taschen und deren Besitzer und auch unsere zwei Guides Dil und Frau Pasang waren anhand des DAV Summit Club T-Shirts auszumachen. Unser Gepäck wurde in einen Kleintransporter verladen. Mittlerweile wurde es langsam Nacht in dem Wolken umhangenen Himmel über Kathmandu. Los konnten wir noch nicht, es fehlte noch jemand. Unser Guide lief ein paar Mal hektisch zwischen uns und dem Flughafen hin und her. Ohne Ergebnis, wir waren nicht komplett. Jemand aus unsere Gruppe fehlte. Das klärte sich aber doch auf.

Harald, mein späterer Lodgepartner hatte seinen Flug verpasst und würde heute Kathmandu nicht mehr erreichen. Wir schoben uns in den Kleintransporter. Endlich Hotel, Duschen, Umpacken zwischen Rucksack und Trekking Tasche, Essen und Schlafen. Die Fahrt war eine gewaltige Prüfung an unsere übernächtigten Nerven!!! Der Verkehr war das reinste Chaos an Fahrzeugen, die wild hupend in alle Richtungen fuhren. Kühe die die Straße querten und irgendwelche Fußgänger die zwischen den Autos herumliefen-Chaos pur! Ich rechnete jede Sekunde mit einem Unfall.

Unglaublich!! Nach etwa 45 Minuten erreichten wir das zentral gelegene Hotel Annapurna. Begrüßung durch das uniformierte Hotelpersonal und Drinks in der Vorhalle. Noch mal Rucksack und Trekkingtasche wiegen und dann konnten wie unsere Zimmer beziehen und hastig duschen. Denn kurz danach war das nepalesische Dinner angesagt. Um 23. 30 Uhr lag ich alleine in meinem Zimmer und schaute noch ein wenig Himalaya News von dem ich natürlich nichts verstand. Dann fiel ich in einen kurzen Schlaf.

Auto und Fahrer suchen - dann : Kathamndu wartet.

Ein Teil unsrer Gruppe beim traditonellen Empfangsessen.


3. Tag 09.10.2016Flug nach Luklaund Trekking nach Monje

Um 4.30 Uhr heißt es Aufstehen. Um nach Lukla zu fliegen, müssen wir sehr früh starten.

Die Nacht war von kurzer Dauer und der Weckruf kam unerbittlich um 5.15 Uhr bei meinen Ohren an. Nun hatte ich ca. 1 Stunde Zeit. Nochmal duschen( wer weiß wann es das nächste Mal sein wird), Nescafe mit dem Wasserkochermachen  und dann nochmals, damit auch alles richtig verpackt ist, den Rucksack und die Trekkingtasche überprüfen. Alles lief am Schnürchen und der Instantcafe tat gut. Für die nächsten drei Wochen würde es nur Instantcafe geben, eine der leichtesten Entbehrungen während der Trekkingtour! Pünktlich war ich in der Hotelhalle. Um 6.15 Uhr kam wieder unser Kleintransporter von gestern Abend. Wieder gleiches Spielchen, Gepäck verladen, einsteigen und dann ging es ins frühe Katmandu, an dem heute Morgen, glücklicherweise so gut wie kein Verkehr und somit auch kein Chaos herrscht. Interessant waren die Strommasten- auch hier ein gut funktionierendes Chaos. An einem Laden wurde gerade eine Ziege ausgenommen unter den Blicken der Ziegen die noch nicht zur Schlachtbank geführt wurden. Am Flughafen gingen wir diesmal in ein Seitengebäude wo wir zu den Inlandsflügen kommen sollten. Für den kleinen Flughafen in Lukla gibt es nur kleine Propellermaschinen die auf der ca. 500 Meter kurzen Landebahn landen und starten konnten. Ich las abenteuerliche Namen wie Buddha Air, Yeti Air. Unser Maschine gehörte zu Tara Air.

Nächster Stopp - Lukla

Der Flug war kurz und auch weniger spektakulär als erwartet. Gekonnt setzte die Maschine 35 Minuten nach Abflug von Kathmandu in Lukla auf. Aussteigen, Gepäck aufnehmen, alles musste schnell gehen. Wenn es die Wetterlage erlaubt, landen hier die Maschinen im Minutentakt. Wieder Kontrolle im kleinen Flughafen und dann war ich schon wieder in einer anderen Welt. Draußen wehten Gebetsfahnen vor den bunten Häusern und Menschen mit und ohne Lasten liefen umher. Ich wusste nicht, wohin ich zuerst schauen sollte, oder was ich zuerst fotographisch fest halten sollte. Unsere Trekkingtaschen wurden von Trägern übernommen, die sich auch gleich auf den Weg machten. Wir wurden von Dil und Ang Nuri in die Everest Lodge geführt wo wir erst mal vor Trekkbeginn etwas frühstücken konnten. Vor allem viel trinken-obwohl ich die momentane Höhe von 2800 Meter nicht spürte. Draußen wurde der Himmel wieder wolkenverhangen und der Boden war nass. Heute Nacht musste es ordentlich geregnet haben. Wir hatten Glück, dass alles so gut mit dem Flug geklappt hatte. Nach dem Frühstück hieß es  Rucksäcke schultern und die ersten Meter Trekking im Himalaya begannen. Bei mir stellte sich sofort Reizüberflutung ein, all diese Gebetsfahnen, Gebetsmühlen, und die hohen Berge am Horizont umgeben von einfachen Steinhäusern. Gelegentlich kam uns auch eine Tierkarawane entgegen. Ein Mischung von Yak und Kuh. Aber nicht weniger aggressiv wie ich durch einen dummen Fehler selber spüren sollte. Ich wollte unbedingt eines der Tiere berühren und kaum hatte ich über das warme Fell gestrichen, versuchte es mich auch gleich mit den Hörnern zu attackieren. Ang Nuri konnte es gerade noch so abwehren. Abends kam dann die Ansage:" This animals are not friendly". Diese Tiere sind gestresst, müde und aggressiv. Es gibt jedes Jahr in Nepal tödliche Unfälle durch Yaks. Okay, ich hatte meine Lektion gelernt und würde mich nun benehmen wie ein Bergsteiger und nicht wie ein dummer Tourist! Die Trekkingstrecke von Lukla nach Monje beträgt etwa 5 Stunden. Es ist wie ein Highway für Fußgänger. Ein Menschenstrom bewegte sich Richtung Himalaya. Kinder beschenkten uns mit Blumen. Sämtliche Ghompas, Stupas, Gebetsmühlen mussten alle links umgangen werden, ansonsten droht schlechtes Karma.

Ein Teil unsrerer Träger und Sherpas erwarten uns an der Buddha Lodge in Lukla

Das Trekking beginnt- Es geht durch die Main Street von Lukla

 

Schon kommen uns erste Tragtiere entgegen

Bei der ersten Lodge gibt es Bratkartoffeln

Nach einer Stärkung mit Bratkartoffeln in einer Lodge fing es an zu regnen. Anfangs noch schwach, aber dann immer stärker. Meine GoreTex Jacke lieferte hervorragende Dienste. Die Träger taten mir mit ihren übermenschlichen Lasten leid. Manch einer trug Badelatschen -ihnen setzte der Regen auch zu und sie mussten langsamer gehen. Einige Gesichter waren bleich und nass von Schweiß und Regen. In mir kam ein Konflikt auf. Wegen mir mussten sie so schwer tragen, wäre ich aber nicht hier, hätten sie keine Arbeit.

Morgen würde ich meine Trekkingtsache erleichtern und mehr in meinen Rucksack packen! Ich hatte einen Kompromiss gefunden. Es ging ständig hoch und runter und durch den Regen hatte es empfindlich abgekühlt. Irgendwann kamen wir in unsere windigen, kalten und einfachen Lodge an. Es dauerte etwa 2 Stunden bis auch unsere Träger mit dem Gepäck ankamen. Der Regen hatte den Armen heftig zu gesetzt. Zum Abendessen gab es etwas ungewöhnliches- Spaghetti. Und schon bald schlüpfte ich in meinen Schlafsack. Die Nacht verbrachte ich wieder alleine-Noch keine Spur von Harald.

Bei strömenden Regen erreichen wir unsere erste Lodge- Das Guest House Monju


4.Tag 10.10.2016Von Monje nach Namche Bazzar

Erst mal Toilettenpapier kaufen.

Ab jetzt ein wichtiges Gut, dass man immer dabei haben sollte.

Auch wichtig: Feuchte Tücher und Desinfektionsflüssigkeit

Die Nacht kam mir unendlich lange vor. Es war zwar sehr kuschelig im Schlafsack. Doch gefühlt, schlief ich keine einzige Minute. Gegen 5.00 Uhr stieg ich aus dem Schlafsack und kratzte das Eis an der Innenseite meines Fenster beiseite um einen Blick auf das Wetter werfen zu können. Aber es war noch viel zu dunkel. Also nutzte ich die Gelegenheit, wenn ich schon mal aufgestanden war und putzte meine Zähne und machte die Morgentoilette in aller Ruhe. Gegen 7.00 Uhr war wecken und da würde bei ca. 30 Personen genug Andrang bei zwei Toiletten sein. Als das erledigt war, kroch ich noch mal in den Schlafsack und döste noch eine Stunde bis 6.45 Uhr. Wieder gleicher Ablauf. Rucksack packen (diesmal mit deutlich mehr Gewicht) Trekkingtasche richten. Ein Kampf war es den Daunenschlafsack zusammen zulegen und zu verpacken. Das brauchte ein paar Minuten und kostete auch so gleich ein paar Schweißtropfen. Das konnte ja dann bei einer Höhe von über 4500 Meter bestimmt lustig werden. Draußen war es eiskalt, der Regen hatte aufgehört und durch die Luft flogen kleine Eiskristalle. Das Frühstück bestand aus Haferflocken und Rührei. Alles schmeckte so neuartig mit den einheimischen Gewürzen. Aber es fehlte und an nichts. Sogar den Instant Café begann ich zu lieben.

Am Ortsausgang der Sagarmatha Nation Park

Unser Chef Guide

Ang Nuri Sherpa

Nach dem Frühstück machte  Ang Nuri diemal für alle eine Ansage zum Thema Yaks. Immer wenn wir auf die Yaks oder deren Kreuzungen treffen sollten, müssen wir  einen Bogen um die Tiere machen. "This animals are not friendly, they are tired and agresiv." Jedes Jahr gab es in Nepal tödliche Unfälle durch die Yaks. Okay, aus dem Weg gehen und keine Streicheleinheiten mehr!

Danach starteten wir unseren zweiten Trekking Tag. Am Anfang verlief der Weg fast eben. Dreimal wechselten wir die Flussseite des Dudh Kosi. Und nach dem letzten Wechsel bei der Hillary Bridge begann der 400 Höhenmeter steile "zickzack" (Nepali=Aufstieg" Doch wir mussten kein "pistari-pistari" (Nepali=langsam, langsam) rufen. Ang Nuri legte ein ganz langsames moderates Tempo vor. Ich freute mich auf Namche und fühlte mich auch so sehr stark. Die Uhr zeigte 12.30 Uhr an, als wir nach dem starken zick zack den Ortsrand von Namche Bazar erreichten.

Im Hintergrund die berühmte Hillary Bridge

Wenn auch in Wolken - zum ersten Mal mit eigenen Augen, der Mount Everest

Der Ortsrand von Namche. Die Hauptstadt der Sherpas, ich bin unheimlich glücklich!

Namche Bazar, die Hauptstadt der Sherpas. Hier sagt man zwar noch Namaste, aber eigentlich heißt es ab hier Tashi Delek. Völlig geflasht von Namche stiegen wir die engen Gassen hoch. Ich staunte über einen Irish Pup, über eine North Face Bakery und die anderen zahlreichen Shop´s und das bunte Treiben auf den Gassen. Ab und zu quälte sich eine Yak-Karawane die Gassen hoch oder runter.

Namche Inside

Unser Mittagessen nahmen wir in dem Hotel/Lodge ein, in dem wir auch die nächsten zwei Nächte untergebracht waren. Im Zimmer waren Dusche und WC- ein Traum. Nun endlich Nachts nach dem literweisen Teegenuss keine Flur - oder Nachtwanderung zur Toilette mehr. Und die Dusche für 400 Rupien habe ich gleich genutzt- es könnte die letzte bis Kathmandu sein.

Im Anschluss bis zum Abendessen, war ich noch mit Charlotte und Dieter, die in Ulm zu Hause sind, den interessanten Ort erkunden. Wir kauften noch ein paar Andenken, nur nicht zu schwer, den es musste ja alles getragen werden. Nach dem Shopping setzen wir uns noch in die North Face Bakery. Leider konnten wir uns nicht unterhalten, da wir von dem sehr gesprächigen, aber auch sehr von sich eingenommenen Besitzer in ständiger Kommunikation gehalten wurden. Das Abendessen im Hotel Namche war wieder großartig, genau wie unsere Stimmung. Nach dem Restgenuss von 2 Liter Tee, die noch zu den vieren fehlte, die täglich trinken musste/wollte ging ich in mein Zimmer um zu schlafen. Ab Morgen würde ja Harald zu unserer Gruppe stoßen, der sich ja immer noch in der Aufholjagd zu unserer Gruppe befand.

"Fuck! Who the Fuck is Harald!"

Der höchste Irish Pub der Welt in Namche ist immer einen Besuch wert!


5.Tag 11.10.2016Akklimatisationstag

Namche vom Aussichtspunkt

Erst um sieben Uhr war wecken angesagt, ich stand auch keine Minute früher auf! Außerdem war ich noch etwas Müde, da heute Nacht ein Hund meinte, er könnte uns mit ständigen Bellen zeigen, wie gut er sich auf einer Höhe von 3400 Meter fühlte. Heute musste ja nicht wie ansonsten jeden Morgen Trekkingtasche plus Rucksack für den jeweiligen Tag umgepackt werden. Heute hatten wir einen Aklimationstag eingeplant, der uns eine grandiose Rundwanderung bescheren sollte. Das Frühstück war wieder enorm reichhaltig, von Haferflocken über Rührei bis hin zum Marmeladebrot. Für meine Verhältnisse schaufelte ich auch rein, was in mich am Morgen rein passte um genügend Kraft für den und die kommende Tage zu haben. Im ZickZack ging es nach dem Frühstück einen steilen Weg nach oben. Die Landschaft wurde fast unmerklich karger. Die Trekkerfrequenz nahm auch nur ein wenig ab und doch, hatte ich wieder das Gefühl in einer ganz anderen Welt zu sein. Der Weg war sehr steil und ich versuchte mit Ang Nuri Schritt zu halten.  Gegen 10 Uhr erreichten wir das Sherpa Dorf Khumjung Kunde. Einfache aber liebliche Häuser, Steinmauern, Gebetsfahnen, Stupas erhaschte mein Blick. Überall war Yak Dung zu Trocknen an die Steinmauern angebracht worden.

Im Hintergrund die Königliche Ama Dablam

Das Sherpa Dorf Khumjung Kunde

In der Siedlung befand sich auch eins der wenigen Krankenstaionen/häuser im Himalaya. Das Tenzing/Hillary Hospital, das sich nur aus Spenden finanziert. Ein winziges Gebäude, aber mit allem notwendigen was ein Hospital in dieser Höhe braucht. Auch eine kleine Digitale Röntgenanlage war vorhanden. Wir durften auch mal einen Blick ins Innere erhuschen. Patienten waren momentan keine stationiert, es kamen nur welche zur ambulanten Sprechstunde. Dafür saßen am Eingang ein sehr freundlich nepalesiche Krankenschwester und eine Ärztin die uns unsere neugierigen Fragen beantwortete.

Das Tenzing Hillary Hospital

Und das derzeitige Personal

In Ang Nuris Haus machten wir eine ausgiebige Rast

Anschließend lud uns unser Chef Trekking Guide Ang Nuri Sherpa zu seinem Haus ein. Dort aßen wir gemütlich zu Mittag und tranken wieder den so wichtigen Tee. Ang Nuris schüchterne Tochter bediente uns. Sie besuchte hier die Schule im Tal und Ang Nuri hoffte, dass sie ein Stipendium für Kathmandu erhalten würde. Das würde sie natürlich beruflich enorm fördern.

Wärme und Kälte wechselten sich mit den Wolken ab. Wir waren auf ca. 3700 Meter und wenn die Sonne von den Wolken verdeckt wurde, war es auf einen Schlag empfindlich kalt. In Ang Nuris Haus war ein Bild von ihm zu sehen, als 2011auf dem höchsten Berg der Erde, dem 8848 Meter hohen Mount Everest stand.

Luxus auf 3880 Metern

Es fiel mir schwer, mich nach Bratkartoffeln und Gemüse wieder zu erheben und weiter zu wandern. Wir wollten noch auf 3880 Meter das Mount Everest View Hotel besuchen. Der Weg ging im ständigen zick zack auf und nieder. Da es beim Laufen von der Temperatur recht angenehm war trug ich nur mein schwarzes Funktionshemd, das langärmlig war. Kurz danach erreichten wir das Hotel, das wie ein Bollwerk in der Natur war. Sämtlicher Luxus auf knapp 4000 Meter ohne Lastwagen und Züge. Alles hergetragen per Mensch oder Yak oder durch die Luft per Helikopter. An Getränken bot das Hotel alles was die Geschmacksnerven wollten. Ich wollte ein Latte Macciato. Den hatte ich auch ein paar Minuten später auf der Terrasse stehen. Die Wolken meinten es gut mit uns, so dass wir ein paar atemberaubende Blicke auf Mount Everest und den Lhotse erblicken konnten.

Man sah Südsattel, Südgipfel, Hillary Step und den Hauptgipfel- Fantastisch!!! Ang Nuri hatte es mit dem Rückmarsch nach Namche gar nicht eilig und wir erfuhren auch den Grund dafür. Harald hatte uns endlich eingeholt und war im Aufstieg zum Everest Hotel. Meine einsamen Nächte in den kalten und windigen Lodgen würden ab heute Nacht ein Ende haben. Nach einer wahren Odyssee mit Flug über Bangkok nach Kathmandu und Aufholjagt über Lukla und Monje konnten wir Harald nun in unserer Mitte der nun vollständigen Gruppe begrüßen. Eine Überraschung gleich zu Anfang. Harald kannte mich bereits, YouTube sei Dank. Dann stiegen wir gemeinsam sehr steil nach Namche ab. Der Weg war Knie mordend, gehörte aber im Himalaya dazu. Schon bald waren die bunten Dächer zu sehen. Mit Harald war auch der Guide Dhiren(Maila) zu unsere Gruppe gestoßen und nun waren wir 15 Trekker. Im Ort shoppte ich noch mit Harald und anschließend gingen wir noch zu dem Irisch Pub mit freiem Wlan und tranken Sprite.

Abends, war nun mit Erreichen der Vollständigkeit unserer Gruppe und dem 50 ten Geburtstag der offizielle Begrüßungsteil. Es war ein wunderschöner Abend und mit Harald war ein weiterer Symphatieträger zu unserer Gruppe gestoßen, genau wie auch Maila.

Ab heute war die Mannschaft komplett


6.Tag 12.10.2016Namche Bazar - Thame

Unsere Nacht auf 3800 Meter - Thame

Die Nacht war gut und erholsam-von meinem Lodge Nachbar Harald hörte ich gar nichts. Kein Geschnarche oh vielen Dank!!!!! Morgens beim Rucksack und Tasche packen, hatte sich schon etwas wie Routine eingestellt. Eine viertel Stunde vor dem offiziellen Wecken standen wir auf um jeglichen Packstress vor dem Frühstück zu vermeiden. Und außerdem sollte das Schlafsack packen ja keine Luft Nöte bei der Höhe verursachen. Bei Frühstück zeigte die Höhe und die tägliche Bewegung erste Anzeichen im Hunger. Ich hatte wie andere zum Glück keine Appetitlosigkeit und konnte ordentlich mampfen. Dreimal Toast, Bohnen und Rühreier konnte ich meinem Körper zum Verbrennen anbieten, dazu mein vielgeliebter Instantkaffe. Mittags halte ich mich meistens an halb durchgebratene  Bratkartoffeln und Abends was die Lodge auf dem Plan hatte. Unsere Guides achteten sehr auf uns, das wir genug Flüssigkeit aufnehmen um der tückischen Höhenkrankheit vorzubeugen. Heute würden wir schon die 4000er Marke knacken. Gegen 8.15 Uhr starteten wir in Namche und liefen ein gemütliches aber gleichmäßiges Tempo. Ich merkte heute auch zum ersten mal die Höhe und musste mehr schnaufen als sonst. Kurz vor erreichen unseres Tagesziels Thame, bekam ich Kopfschmerzen, die sich Migräneartig vom Nacken ganz unangenehm in den Kopf hochzogen.

Das Kloster ( Gompa) 200 Meter höher als Thame

Als wir unsere Lodge in Thame erreichten, hatte ich eine halbe Stunde Zeit um die Ibuprofen wirken zu lassen. Die Kopfschmerzen waren sehr stark aber noch auszuhalten. Ich wollte meine grüne Trekkingtasche nehmen und in mein Quartier bringen, aber einer unserer Porters (Träger) ließ es nicht zu. Er wollte es unbedingt selbst tun. Eigentlich kenne ich sowas gar nicht und bin es auch nicht gewöhnt mich bedienen zu lassen, aber hier wollte ich auch nicht unhöflich sein und so ließ ich den Mann seinen Job machen. Mittags gab es natürlich wieder Bratkartoffeln und Tee. Meistens nahm ich Zitronentee in der Hoffnung etwas Vitamin C zu bekommen. Es war eigentlich kein Tee, sondern ein Heißgetränk das aus Pulver aufgegossen wurde. Es schmeckte intensiv nach Zitrone. Zur Verdauung und zum Akklimatisieren ging es nach dem Mittagessen noch mal 200 Höhenmeter zu einem Kloster hoch, dass wir anschauen durften. Es waren zwar nur 200 Höhenmeter, die an unzähligen Gebetsfahnen und Stupas hochführten, aber der Weg war anstrengend und steil. Zu dem galt es einigen schlecht gelaunten Yaks auszuweichen. Die Yaks taufte ich ab heute in Hell Boys um. Nicht böse gemeint! Am Kloster kehrten mein Kopfschmerzen unerträglich zurück. Ich nahm eine starke Tablette und legte mich auf eine Steinmauer. Mit Sorge dachte ich an den Island Peak der mit über 6000 Meter Höhe ja unser Primärziel darstellte. Jetzt hatte ich schon auf 4200 Meter Höhe so starke Kopfschmerzen, wie sollte es dann nur 2000 Meter höher werden? Trotzdem kletterte ich mit Maila ein paar Minuten später auf eine Felsspitze, die den höchsten Punkt des Klosters darstellte.

Hier mit Dhiren Kulung Rai (Maila)

Beim Abstieg wurden zum Glück auch meine Kopfschmerzen besser, trotzdem nutzte ich noch eine freie halbe Stunde zu einem Nickerchen. Danach war Lehrstunde von Überlebenswichtigen Equipment angesagt. Uns wurden Satelitten Telefon und Überdruckammer demonstriert. Meine Uhr mit Höhenmesser kam in die Kammer und wir konnten anhand der angezeigten Höhe sehen, wie der Druck in der Kammer innerhalb weniger Minuten anstieg und die Höhe um 1500 Meter fiel. Falls nun jemand Höhenkrank werden würde, kam er in die Kammer. Fühlte er sich danach besser musste er unverzüglich absteigen, welch grausamer Gedanke. Ansonsten musste eine Luftrettung stattfinden, falls es in der Höhe noch möglich war. Ich hatte viel Spaß in der Gruppe und ich mochte Dil`s jugendliches Gelächter, dass sofort gute Laune weckte. Morgen soll noch mal ein etwas gemütlicher Tag werden, übermorgen geht es an den ersten 5000 er. Ich bin gespannt wie mein Kopf reagieren wird!

Dil und Ang Nuri erklären uns die Funktion der Überdruckkammer

7.Tag 13.10.2016Thame - Marulung

Frühstück in der angenehmen Lodge

Heute hatte uns ein kurzer Marsch erwartet. Knapp vier Stunden sind wir gelaufen und kamen schon gegen 12 Uhr in unserer ganz einfachen Lodge an. Kein Strom (brauch ich eh nicht) und ein kleines Loch Klo im Freien (Zielwasser trinken) . Trotz des kurzen Marschpensums hatte ich einen gewaltigen Hunger und gönnte mir Bratkartoffeln und ein Käseomlett, viel oben rein-ich wollte meine Treffergenauigkeit draußen und bei Minusgraden testen. (Scherz) Aber viel im Bauch macht auch müde und seit dem ich im Flieger nach Kathmandu saß, habe ich nicht mehr durchgehend geschlafen. Wir hatten Zeit, also Akklimatisieren und etwas schlafen, oder dösen. Aber nach eineinhalb Stunden wollte ich mich wieder bewegen und wir hatten noch alle Zeit der Welt bis zum Abendbrot. Ich nahm mir einen Satz zu Herzen: Climb High-Sleep Deep (Klettere Hoch-Schlafe Tief) und machte Harald den Vorschlag noch mal höher als das Matterhorn zu steigen. Harald war gleich Feuer und Flamme. Damit wollte ich auch meinen persönlichen Höhenrekord einstellen.

Yak und Kuh Dung als Feuermaterial zum trocken an den Steinmauern.

Unser Vorhaben setzten wir auch gleich in die Tat um. Ohne Stöcke und Rucksack stiegen wir Meter um Meter die karge Landschaft aufwärts. In der Ferne sahen wir ein anderes Dorf. Es war etwa auf 4400 Meter, also etwa 200 Meter höher als unsere jetzige Lodge. Da wir nicht unbedingt in das Dorf hineinlaufen wollten und unser Höhenmesser, die noch nicht geforderte Höhe von mindestens 4478 Meter hatte, stiegen wir am Ortsrand steil über loses Gestein aufwärts. Langsam und immer den Kopfschmerz auf Distanz haltend, ging es hoch. Wir stiegen auf 4485 Meter-Höhenrekord! Und dann kamen sie doch-die Kopfschmerzen. Als wir wieder unten waren, trank ich sofort einen Liter Wasser mit 8% Chlorgehalt und in meinem Kopf wurde es wieder erträglich. Ang Nuri erzählte uns noch eine Geschichte über die Yetis und woher die Sage oder die Realität kam . Danach ließen wir den Abend ausklingen, im Freien wurde es mit Untergang der Sonne auf einmal empfindlich kalt. Der Aufenthaltsraum war Abends, im Gegensatz zu Morgens, immer gut geheizt. Aber schon bald zog es uns in die Schlafsäcke. Morgen würde ich meinen ersten 5000 er besteigen. Hoffentlich!!!

Trekking Time mit Dil und Maila


8.Tag 14.10.2016Gipfeltag Thamga Peak 5005 Meter

Unser heutiges Ziel

Links, der Thamga Peak

Mit etwa vier Liter Flüssigkeit ist es natürlich so gut wie unmöglich, Nachts durchzuschlafen. Auch diese Nacht musste ich raus aus dem warmen Schlafsack und ins Freie bei frostigen Minustemperaturen. Dabei sehnte ich mir ganz arg das Ende des Geschäfts herbei, um ganz schnell wieder den Reisverschluss vom Schlafsack hoch zu ziehen! Gegen 5.45 Uhr setzten Harald und ich die Stirnlampen auf, kratzten nebenbei noch das Eis vom Fenster um in die Dunkelheit zu blicken. Jeder Versuch, wie sich das Wetter über Nacht entwickelt hatte, wurde visuell aufgenommen. Ein ständiges morgendliches Ritual war das Richten der Ausrüstung für den anstehenden Tag. Alles musste ganz genau, trotz Müdigkeit oder Kopfschmerzen überlegt sein. Was man am Tag nicht dabei hatte, war auch unmöglich während dem Tagestrip zu besorgen. Zum Beispiel Wasserflasche vergessen, durstig sein bis Abends und vielleicht sogar Höhenkrank werden und eventuell sterben. Nein, nicht so dramatisch, wir waren eine sehr harmonische Gruppe und keiner würde den anderen sterben lassen. Es war zwar sehr kalt heute Morgen im Aufenthaltsraum, aber auf warmen Haferschleim hatte ich keine Lust-ich aß irgendeine lange Waffel mit etwas Marmelade darauf. Wichtiger war der Instantkaffe!

Im Anschluss an das Frühstück war Rucksack schultern angesagt und in der Reihe begangen wir mit der aufgehenden Sonne langsam den Aufstieg des 5005 Meter hohen Thamga Peak.

Am Gipfel

Ein Lächeln geht immer,trotz bohrender Kopfschmerzen

Wir hatten gleich zu Anfang des sehr steinigen und steilen Pfades eine ernste Gefahrensituation. Ein ausgewachsenes weißes, muskelbepacktes Yak fühlte sich wahrscheinlich durch unsere Anwesenheit gestört. Auf einmal hörte man galoppierende Hufe und der Yak stürmte in einem wahnsinnigen Tempo auf uns zu. Im ersten Moment schienen wir alle wie gelähmt zu sein. Er würde uns niederwalzen, es würde Verletzte wenn nicht sogar Tote geben. Aber Jürgen unser Lebensretter riss beide Arme und Stock empor und schrie ein lautes : HOOOOOO. Und wie durch ein Wunder, der Yak drehte ab. Auch wenn es vielleicht sich lustig liest, selbst der erfahrene Ang Nuri meinte später, das dass eine ernst zu nehmende Situation war.

Der weitere Steig war nicht so gut zu gehen und war auch sehr steil, zudem kam die Höhe von ungefähr 4700 Meter. Manchmal mussten wir auch über steile Grashänge gerade aufwärts uns hochquälen. In meinem Kopf begann wieder ein vertrautes Pochen sich zu melden. Etwa bei 4800 Meter waren wir auf einem Kamm, wo sich nach rechts oben der Grat bis zum Gipfel zog. Wir kraxelten ab nun, über leichtes Blockgelände, das aber bei der Höhe nicht zu unterschätzen war. Einen Weg gab es nun nicht mehr, die Richtung bestimmte nun der Gipfel, dem wir ganz langsam näher zu kommen schienen.

Hier lockerte sich auch die Abstände in der Gruppe. Schon bald waren wir höher als der höchste Berg der Alpen und in mir kam ein freudiges WOW hoch. Der Atem keuchte, das Herz pumpte und Kopf pochte, aber gegen 11.00 Uhr standen wir auf dem Gipfel des Thamga Peak. Reine Gehzeit betrug etwa 3.15 Stunden. Wir hatten es geschafft. Wir drückten uns die Hände und natürlich auch die unserer Einheimischen Gefährten und alle ob Nepali oder Deutsch wünschten sich ein "Berg Heil" Nun musste ich endlich was gegen meine Migräneartige Kopfschmerzen tun und ich nahm eine Ibuprofen. Ich legte mich in den felsigen Untergrund, versuchte meine Atmung zu entspannen und meine Kopfschmerzen zu bekämpfen. Unterdessen nahm ich den Geruch von Räucherstäbchen wahr, Dil, Maila und Ang Nuri machten eine schöne Gipfelprozession und schmückten die höchste Spitze mit Gebetsfahnen.

Beim Abstieg ziehen Wolken auf

Knappe zwei Stunden später waren wir wieder an der Pause-Lodge. Zum Mittagessen gab es ein Käseomlett und gleich mal zwei Liter Zitronentee. Danach wieder eine Stunde zickzack Aufstieg zur Lundge Lodge wo wir dann die heutige Nacht verbringen sollten. Wieder eine sehr einfache Lodge, die sogar auch mit Zelten ausgestattet war. Als wir ankamen, war es empfindlich kalt geworden. Die Zelte sahen unter den Bedingungen noch kälter aus. Wir würden es ja bald im Island Peak Basislager auf 5100 Meter selbst erfahren, was Zelten in dieser Höhe bedeutete. Abendessen war heute schon um 18 Uhr, da morgen um 4.45 Uhr aufstehen geplant war. Morgen würden wir eine unserer Schlüsseltouren haben, morgen würden wir über den 5340 Meter hohen Renjo Pass marschieren. Also war heute auch frühes Schlafen gehen angezeigt. Zudem wurde es auch langsam wieder kalt. Wir hatten gegessen, getrunken und nun war eben der gemütlichste Platz im Schlafsack!


9.Tag 15.10.2016Lundgen-Renjo Pass- Gokyo

Auf dem Pass sieht man im Hintergrund schon den Goyko See, mit Mt. Everest, Lhotse, Nuptse und Choladze

Gegen 4.45 Uhr wurde im Schein der Stirnlampen gepackt. Ich stellte schnell fest, dass es überall gefroren war, ganz einfach gesagt es war saukalt. Und im eiskalten Wasser aus der Flasche wurden auch Zähne geputzt. Mit voller Montur saßen wir im Lodgeraum. Mir schmeckte es zwar nicht so, aber es war die einzige Möglichkeit neben Instant Kaffe morgens was warmes in den Magen zu bekommen. Nämlich Porridge. Eigentlich liesen wir uns in der Kälte und in der Höhe, nie viel Zeit zum Frühstücken, meistens waren wir eine halbe Stunde später abmarschbereit. Und so auch heute.

Wir starteten unser Tageswerk mit einem sehr steilen Aufstieg und spürten gleich die dünne und eiskalte Luft. Ich versuchte ein Tuch über Nase und Mund zu tragen, damit die Luft nicht gleich ihn den Mund und Rachen kommt. Aber manchmal musste ich es mir einfach wegreißen um überhaupt Atem zu bekommen. Ich kam heute Morgen ein paar Mal ans Limit, da ich auch mit Ang Nuri Schritt halten wollte. Ich war als kurz davor stehen zu bleiben, aber Ang Nuri hatte sehr wahrscheinlich telepathische Fähigkeiten, den zum richtigen Zeitpunkt machte er eine kurze Verschnauf- oder Trinkpause.

Ab und zu herrschte Gegenverkehr in Form einer Yak Karawane. Die Tiere und deren Treiber mussten sich ja schon besonders früh auf den Weg gemacht haben, den der Pass lag ja schon hinter ihnen.  Ich musste nach oben Blicken und hatte das Gefühl, der Pass kam kein Stückchen näher. Nein, heute war wirklich nicht mein Tag. Trotzdem erholte ich mich und mein Tief wich einem Hoch als wir etwa 200 Meter über uns die bunten Gebetsfahnen auf dem Pass sehen konnten. Gegen 11 Uhr war es endlich soweit, wir standen alle auf dem Renjo Pass und gratulierten uns. Unzählige Fahnen flatterten im Wind, ein wahrhaftig toller Ort. Einen grandiosen Ausblick hatten wir auch auf die "Göttin in Türkis" einen 8000er, den Cho Oyo. Auch auf Mount Everest und Lhotse blieb der Blick haften. Ich schaute mir den Südsattel des Everests an und dachte an das Drama, das sich hier 1996 abgespielt hatte. Wir setzten uns gut eingepackt auf die Felsen und genossen die Sonnenstrahlen in der kühlen Luft. Ich begann zu dösen und an dich zu denken und ein Lächeln zog sich in mein Gesicht. Aber ich spürte auch eine Fremde, die ich mir nicht erklären konnte. Dann ging es wieder los. Erst langsam, unmerklich und dann immer schlimmer. Sie waren wieder da, die Kopfschmerzen. Ich kramte in meinem Rucksack um eine Ibuprofen zu nehmen, da passierte es. Mein kostbares, im Himalaya unverzichtbares Toilettenpapier machte sich selbstständig und fiel die steile Bergkante hinab. Ich glaubte, ich fluchte leise vor mich hin. Nach etwa einer Stunde hieß es wieder Rucksäcke packen und der Abstieg begann.

Der Pass ist erreicht - Jetzt geht es an den Abstieg

Doch heute sollte ich wegen des verlorenen Toilettenpapiers Glück haben. Kurz unterhalb des Passes entdeckte ich die aufgewickelte Rolle an den Felsen hängen. Dil, Maila und ich bargen diese dann auch unter schallendem Gelächter. Was eine schräge Aktion. Beim weiteren Abstieg wurden meine Kopfschmerzen wieder heftiger, mein ganzer Schädel schien explodieren zu wollen. Ich klammerte mich an den Gedanken, mich sofort nach Ankunft in Goyko in den Schlafsack verkriechen zu können. So schlecht ging es mir jetzt gerade. Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit wieder in unserer sehr einfachen Lodge ankamen, mussten wir uns erst einmal in einen überfüllten und sehr lauten Speisesaal setzten. Ich quälte mir Flüssigkeit rein, aber nichts half. Nein, ich musste raus, ich sagte Ang Nuri Bescheid und legte mich draußen auf die Steine. Die Sonne war bereits hinter dem Pass verschwunden und es war wieder empfindlich kalt geworden. Sofort begann ich zu frieren, aber das musste ich ignorieren, nicht mehr zurück in den Speisesaal. Eine Stunde später legte ich mich in den Schlafsack und nutzte die Stunde um in meinem Kopf wieder das Schmerzchaos zu beseitigen. Zum Abendessen war ich einigermaßen wieder fit. Es erwartete uns ein fürstliches Essen. Krabbenchips, Tomatensuppe, Pizza mit Nudeln und zum Nachtisch einen Schokokuchen. Das war der anstrengendste Tag bis jetzt und ich war erleichtert, als der Schlafsackreisverschluss nach oben gezogen wurde.


10.Tag 16.10.2016Goyko Ri Gipfel 5340 Meter

Schön anzusehen - Aber Goyko empfand ich immer für sehr sehr kalt

Früh waren wir gestern in den Schlafsack gekrochen und dafür konnten wir auch länger schlafen heute. Ich hatte mit Maila um 8.00 Uhr treffen zum Frühstück ausgemacht, denn danach wollten wir zu dritt, Harald war mit dabei, den Gipfel des 5340 Meter hohen Goyko Ri besteigen. Der Rest unserer Gruppe machte dagegen eine sehr lange und anstrengende Wanderung. Aber nach meinen Kopfschmerzattacken der letzten Tage und Haralds Aufholjagd wollten wir uns heute etwas "erholen" und "nur" den Goyko Ri besteigen. Ich hatte den Geschmack von Instant Kaffe noch im Mund, als wir zu dritt ganz gemütlich über lockeres aber steiles Gestein den Aufstieg begannen. Maila meinte, dass wir etwa so vier Stunden für den Aufstieg benötigen würden. Von unten sah es aus wie ein Katzensprung, aber die Entfernungen täuschen im Hochgebirge enorm. Die Sonne vertrieb die eisige Kälte und schon bald konnten wir Mount Everest, Cho Oyu und Lhotse bewundern. Eigentlich waren wir im gemütlichen Trott nach oben, jedoch überholten wir ab und zu schwer atmende Bergsteiger, uns dagegen überholte niemand. Und genau nach 2,5 Stunden waren Harald, Maila und ich am Gipfel des Goyko Ri.

Ein toller Blick beim Aufstieg - Der Mount Everest

Der Hauptgipfel war mir zu überlaufen, daher wichen wir auf einen menschenleeren Nebengipfel aus. Ich machte Brotzeit in Form von einem Liter Lodgewasser und einem Snicker, danach war Fotoshooting angesagt.

Meine Gletscherbrille, die ich diesmal angezogen hatte, stecke ich mir dazu in die Brusttasche. Ich hoffte, das durch die Brille, vielleicht auch mal diese verdammten Kopfschmerzen ausblieben. Den Abstieg bewältigten wir wieder in einer guten Zeit, wir machten vielleicht 2-3 mal Pause um ein paar Adler oder eine Hubschauberbergung in Goyko zu beobachten. Zur Mittagszeit waren wir wieder an unserer Lodge. Und dort herrschte Hochbetrieb an Trekker, Bergsteiger, Porter´s und Sherpas-etwa 1,5 Stunden vergingen bis zum Essen. Harald wollte die Zeit mit einem Kaffe überbrücken aber der lief ganz schnell aus dem kaputten Glas. Ersatz konnte bei dem Betrieb nicht geboten werden. Ich musste schadenfreudig lachen.

Am Gipfel des Goyko Ri

Aber auch die 90 Minuten gingen vorbei und dann gab es Zitronentee und irgendwann kamen auch die Bratkartoffeln. Unsere Gruppe war nach dem Essen noch nicht zurück und so legte ich mich mit dem MP3 Player in den Schlafsack und döste für etwa zwei Stunden vor mich hin. Nach mehreren Tagen Duschpause hatte ich den stärksten Wunsch nach Körperpflege. Das Gebäude, das war noch gut ausgedrückt, hatte einen sehr langen dunklen Gang, hinten war das Stehklo, mit manueller Handspülung aus der Tonne. Und davor stand ein kalter Kübel mit Kernseife. Eins gleich vorweg: Ich will mich jetzt auf keinen Fall beklagen! Ich bin hier im Himalaya und nicht im Ponyhof. Die Lodgen und Verpflegungen sind wahre Meisterleistungen an Organisation. Wir sind praktisch auf dem Gipfel des Mount Blanc auf 4800 Meter, alles was hier zum Essen, Trinken, Bekleidung, zum Bewirtschaften einer Küche, Cola, Fanta, Bier und Werkzeug benutzt und verspeist wird, das bringen alles Yaks oder Träger zu Fuß hierauf. Ein Meisterleistung!!!Und schauen wir uns mal die Ausrüstung der Träger an, sie laufen in der Kälte und dem schwierigen Gelände auf über 4500 Meter mit Sandalen herum.

Tee trinken nach dem Gipfelgang

Die lodge hatte auch einen kleinen Shop

Unsere Lodge besitzt zwei große Aufenthalts-und Essräume wo jeweils in der Mitte ein Ofen steht, der mit Yak Dung betreiben wird. Die Räume sind genau wie unsere Schlafräume, aus dünnem Holz, darin befinden sich unzählige Spalten und Ritzen durch die es unangenehm zieht. Jetzt beim Schreiben, sitze ich mit meiner Daunenjacke und einer lustigen Sherpa Mütze am Tisch .Ansonsten könnte man sich ganz rasch unterkühlen. Hier oben krank zu werden, das willst du nicht!! So langsam werde ich hier oben zu Himalaya Überlebenskünstler, alleine schon bei den mangelnden Hygienzuständen , die Ausrüstung zu pflegen, jeden Tag ein und umzupacken. Natürlich wird es nicht einfacher, aber du wirst täglich routinierter. Ganz wichtig ist natürlich auch viel trinken. Minimum drei Liter, aber am besten vier. Ich hingegen versuche wegen meinen Kopfschmerzen noch mehr als vier Liter zu trinken, da die Flüssigkeit auch irgendwann wieder den Körper verlassen will, bedeutet das natürlich keine Nacht durchschlafen. Ist es im Schlafsack am kuscheligsten, muss ich  aufs Abenteuerklo.

Ein anderes Problem ist der Strom. Damit ich als verwöhnter Mitteleuropäer meinen MP3 Player oder mein Handy am Laufen halten kann, habe ich mir noch in Deutschland gut funktionierende Solarpanels gekauft. Zwar habe ich kein Netz im Moment, das wusste ich ja auch schon vorher.  Morgen sollen wir ja an eine mehr oder weniger gehobene Lodge kommen. Dann versuche ich WLAN zu bekommen und mich auch mal bei meinen Eltern zu melden.

Mittlerweile sind noch mehr Trekker angekommen und die Lodge ist zum platzen voll, aber eins vorweg, die Küche meistert das Chaos souverän! Unsere Gruppe ist vor ein paar Minuten auch eingetroffen, ganz ausgekühlt waren die Armen! Aber nach den ersten Schlucken von warmen Tee ging es wieder. Wie es morgen weitergeht, wird uns nach dem Abendessen Ang Nuri erzählen. Gegen 20 Uhr verkroch ich mich in den Schlafsack.

Im Hintergrund ist unsere Übernachtungs-Lodge

11.Tag 17.10.2016Ngozumpa Gletscher - Thagnak


Kurze Etappe über Nepals größten Gletscher

Für heute stand ein eher gemütlicher Trekkingtag an. Es geht über einen gewaltigen Schuttgletscher in die etwa 60 Meter höhere gelegenere Thagnak Loge. Deswegen war wecken und Aufstehen erst für sieben Uhr geplant.

Doch solange wollte man uns unseren Schlaf nicht gönnen, so gegen 5.00 Uhr klang Musik von irgendwo her. Es war so eine Unruhe in der hellhörigen Lodge, dennoch, vor 6.45 Uhr verließ ich nicht meinen Schlafsack! Harald mein Lodge Nachbar war schon eine viertel Stunde vorher an den Packarbeiten. Als wirklich auch Alles erledigt war, gingen wir gemeinsam in den Frühstücksraum wo eisige Kälte herrschte. Der erste Kaffe wurde noch in Handschuhen getrunken.

Zum Glück tauchte auch meine Mammut Wollmütze wieder auf. Darüber freute ich mich sehr! Was für ehrliche Menschen. Meine Sherpa Mütze hatte zwar zwischenzeitlich ein paar Fans gefunden, ich musste ulkig darin ausschauen, so dass meine Trekkinggruppe auch öfters und manchmal auch heimlich Bilder gemacht hatte. Gegen 9.00 Uhr machten wir uns auf den Weg durch den beindruckenden Schuttgletscher, überall waren knarrende und knackende Geräusche zu hören. Ständig ging es auf und ab. Den ganzen Tag über, sollte es nebelig und frostig bleiben.

Nur für Sekunden gaben die Wolken einen Blick frei

Gelegentlich tauchte auch der Island Peak wie ein drohendes Gespenst in meinem Kopf auf. Ich hatte mich ein Jahr für diese Besteigung vorbereitet. Hatte 4000er im Alleingang und auf Speed bestiegen, war mit Dir 24 Stunden Watzmann-Extrem gelaufen. Nach manchen quälenden Schichten war ich noch 10 Kilometer Joggen gegangen, oder hatte am Wochenende, nach einer Nacht im Auto, eine Dreitagestour auf eine Tagestour verkürzt. So hatte ich zum Beispiel die Watzmann-Überschreitung in 14 Stunden gemacht. Und zwar von der Wimbachbrücke-Watzmannhaus-Hocheck-Mittelspitze-Südspitze und Wimbachgries zurück zur Wimbachbrücke. Ich fühlte mich stark, aber die Kopfschmerzen machten mit enorme Sorgen vor dem scheitern.

Leider hatte ich mir an der Lodge etwas mehr erhofft, so musste waschen und natürlich auch duschen auf unbegrenzte Zeit verschoben werden. Aber wenigstens schien sie gut isoliert und weniger zügig zu sein. Nach einem kurzen Lunch , packte Harald und mich den Ehrgeiz und wir legten in einem abendlichen Trekkingsparziergang noch mal 450 Höhenmeter drauf. Es war kalt und nebelig und ein ganz unangenehmer Wind pfiff uns vom Cho La Pass entgegen. Unser Ziel war eine Fahne die man nur etwas undeutlich auf einem Pass erkennen konnte.

Abendliche Erkundungstour mit Harald

Gegen 16 Uhr erreichten wir wieder unsere Lodge, chillen und waschen fiel aus, doch dafür versuchte ich Kontakt daheim auf zu nehmen. Nichts, oder Dinge die ich im sozialen Netzwerk sah, machten mich nachdenklich und auch etwas traurig. Aber was sollte ich hier nur tun. Da musste ich jetzt durch und Harald riss mich aus meinen Gedanken. Jetzt bestellten wir uns erst mal jeder einen Liter Tee um der Höhenkrankheit vorzubeugen. Gegen 18 Uhr gab es Abendessen, heute schon eine Stunde früher, da wir morgen einen langen Tag vor uns haben. Wieder so eine Schlüsseltour die uns über einen gewaltigen Pass führt. Den anspruchsvollen Cho La Pass mit 5420 Meter Höhe. Also Abendessen, Smaltalk und dann versuchen etwas Schlaf und Ruhe zu finden.

 


12.Tag 18.10.2016Cho La Pass - Dzongla

Sonniger Start in eine anspruchsvolle Etappe

Die Nacht war ein einziger Horror. An Schlaf war so gut wie gar nicht zu denken. Die Lodge war total unruhig, die ganze Nacht quietschen Türen oder wurden hart zu geschlagen. Gegen 3.00 Uhr bekam Harald starke Kopfschmerzen und nahm eine Tablette dagegen. Und um 4.30 Uhr, als ich gerade ein wenig eingedöst war, weckten die Guides von Aktivferien Nepal ihre Kunden mit einem wahrhaftig überlauten "Guten Morgen". Der laute Weckruf machte natürlich vor einer Brettertür nicht halt und so wurden alle wach. Es begann wieder, das allmorgendliche Ritual. Aufstehen-Anziehen-Schlafsack packen- Zähneputzen auf dem Steh Klo und Rucksack/Trekkingtasche packen. Alles mit der Stirnleuchte.

Mit der aufgehenden Sonne und deren warme Strahlen, stiegen annähernd etwa 100 Trekker und Träger Richtung Cho La Pass. Unser Tempo war gut, zwar langsam aber stetig liefen wir auf die Fahne von gestern Abend zu. Harald und ich konnten ja gestern wegen des Nebels nichts mehr erkennen, aber heute sah es im klaren Tageslicht natürlich anders aus. An der Fahne, auf etwa 5150 Meter machten wir Trinkpause. Leider mussten wir anschließend unsere mühsam erklommenen Höhenmeter wieder durch eine lange Mulde absteigen. Nach dem Kamm sah man, die wie aufgereiht an einer Perlenkette laufende Menschenmenge. Auch den Pass sah man noch weit über sich. Er sah von unten sehr ausgesetzt und steil aus. Aber es war gut zu steigen, außer dem Stau den man nun immer öfter hatte. Zu dem kam von oberhalb des Passes immer mehr Gegenverkehr. Ang Nuri machte scherze mit uns, hier sehe es fast so aus wie am Hillary Step, wenn dort dicht an dicht die Bergsteiger auf ihre Gipfelchance warten. Und Dieter setzte noch einen drauf: Hier schaut’s auch aus wie am Stachus in München. Schon bald drauf hatten wir die Passhöhe erreicht und liesen erstmal das uns gebotene Bild wirken.

Oben waren etwa 50 Trekker und Träger und saßen oder lagen verstreut in der Landschaft und genossen den Ausblick. Des weiteren flatterten wie magisch die bunten Gebetsfahnen im Wind. Es mussten tausende sein.

Auf dem Cho La Pass

Bald meldeten sich wieder meine, leider dazu gehörenden Kopfschmerzen. Wie gerne würde ich auf diese Plagegeister verzichten. Aber ganz langsam schlichen sie sich wieder in meinen Kopf. Außerdem trank ich heute auch zu wenig, aber es war sehr schwer, das eiskalte Wasser zu trinken. Mittlerweile war der Preis auf etwa 500 Rupien angestiegen, das waren ungefähr 5 Euro. Im Vergleich zu Lukla waren es noch etwa 50-80 Rupien. Aber bis das Wasser hier hochgetragen wurde , musste es ja auch mehrere Tagesreisen unterwegs sein. Der Abstieg war anstrengend und man musste voll konzentriert sein um nicht auszurutschen oder abzustürzen. Einige Höhenkranke quälten sich den Weg ganz langsam talwärts. Wir machten eine kurze Pause in der Sonne. Die hatte aber nach der Mittagszeit so gut wie keine Kraft mehr und die Kälte kroch uns langsam wieder in die Knochen. Mittlerweile waren meine Kopfschmerzen vom Nacken ausgehend, wieder migräneartig geworden, aber solange wir noch auf den Beinen waren, konnte ich auch keine Tablette nehmen, die Erfahrung hatte gezeigt, dass es sowieso erst Linderung geben wird, sobald der Körper in der Ruhephase ist. Und das würde noch dauern. Nochmal etwa zwei Stunden auf- und abstieg, dann war die erlösende Lodge erreicht. Vor Schmerzen blitzen Sterne vor meinen Augen. Harald half mir mit dem Gepäck und ich legte mich auf das Lager und deckte mich mit dem Schlafsack zu. Aber nach etwa anderthalb Stunden spürte ich immer noch keine Besserung. Ich musste aufstehen und trinken. Einen Liter Wasser zwängte ich mir rein und gegen 17 Uhr wurde es endlich wieder erträglicher. Die Stunde bis zum Dinner nutze ich noch mit Ausrüstung sortieren und Tagebuch zu schreiben-dabei setzte auch Hunger ein. Ich hatte zum Glück nur Kopfschmerzen, andere Symptome der Höhenkrankheit waren noch nicht und würden auch hoffentlich nicht eintreten.

Eine abenteuerlich Zusammenstellung gab es zu Abendessen heute, Spaghetti mit Pommes und dazu Kohl. Und die Vorspeise bestand aus Krabbenchips und Knoblauchsuppe. Heute hoffte ich auf eine bessere Nacht-ich bin gespannt!

Om Mani Padne Hum

Dzongla - Ich liebe es


13.Tag 19.10.2016Dzongla-Gorak Shep

Sehr schön war, dass ich diese Nacht gut schlafen konnte. Zwar nicht durchgehend, aber sie war im Vergleich zu den anderen Nächten echt erholsam. Der Trekking Tag begann in einem nun sehr eingespielten und angenehmen Tempo. Diese hielt auch an, bis wir auf eine Gruppe von Schweizern aufliefen. Diese Gruppe lief extrem langsam und hatte immer einen Schritt im drei Sekunden Takt. Aber Ang Nuri setzte nicht zum überholen an. Und er wusste auch bestimmt was er tat. Ich schaute auf die gegenüberliegende Seite nach rechts und sah den sogenannten Everest Trek der sich vom Tal heraufzog. Auch ein sehr denkwürdiger Ort, nämlich da wo die Gedenksteine für die am Berg gebliebenen Bergsteiger und Sherpas waren. Häufig kamen uns Yak Karawanen entgegen, man merkte, dass man sich dem König der Berge näherte, dem Mount Everest.

Hier war das Gelände schon kahl, weiße und graue Felsriesen schossen rundherum in die Höhe. Beeindruckend waren die Berge, die gewaltige Eisseracs hatten. Bläulich und kalt glänzten die Gletscher. In einer Lodge in Lobuche machten wir zum Mittagessen halt. Und was durfte natürlich nicht fehlen? Klar Schädelweh-aber keine Angst, ich werde mir hier weitere Beschreibungen ersparen. Ich glaube, ich habe es nun schon so oft erwähnt.

In Lobuche gab es Zitronentee und Tomatensuppe,in einer eigenartigen, rosanen Farbe. Mal vom Nährwert abgesehen, sie war warm und darauf kam es mir an. Mittlerweile war eine jüngere DAV Summit Gruppe eingetroffen, die sich als Ziel die Besteigung des Kalar Pattar mit 5545 Meter vorgenommen hatte. Leider hatte die Gruppe zwei Ausfälle wegen Höhenkrankheit zu verbuchen. Wir bewegten uns nun auf einer Höhe über 5000 Meter und jeder Schritt der die Atmung beeinflusst, musste durchdacht werden. Das merkte ich mal daran, das ein Schluck während des Laufens, aus meinem Getränkesystem mich fast an den Erstickungstod gebracht hatte. Irgendjemand hatte gesagt, unsere Ziel Lodge Gorak Shep wäre nicht weit von Lobuche. Doch nach jeder Senke und Kurve an denen man den Blick nach vorne richten konnte, waren keine Häuser auszumachen. Die Lodge blieb weiterhin auf Distanz zu uns. Ich begann zu ermüden und nahm meinen MP3 Player um mich abzulenken. Gar nicht leicht-da auch meine Gedanken häufig und schmerzlich nach Deutschland wanderten. Doch jeder Weg und sei er noch so steinig hat einmal ein Ende, dann sahen wir schon von weitem die höchstgelegen Lodge Gorak Shep. Es ist zugleich auch die am nächsten gelegene zum Mount Everest.

Entgegenkommende Yak´s auf dem Weg nach Gorak Shep.

Eine einfache aber riesige Lodge, mit vielen Zimmern und genauso vielen Bergsteigern. Unsere drei Guides Ang Nuri, Maila und Dil mussten sich zu dritt und nebeneinander ein Platz zum Schlafen teilen, der nicht breiter war als 1,5 Meter. Auch hier oben ist es nach Sonnenuntergang empfindlich kalt. Im Ofen brennt zwar der Yak Dung, doch ständig geht die Tür auf und weil sie nicht richtig schließt kommt auch keine Wärme in den Raum. Also wird heute Abend mit Daunenjacke, Mütze und Handschuhen zu Abend gegessen. Draußen ist es schon längst stockfinster, jedoch immer wieder kommen Bergsteiger die Tür rein. Ich frage mich wo die alle schlafen sollen? Aber Dil sagt mir, wenn die Zimmer belegt sind, schlafen sie mit den Trägern zusammen hier im Aufenthaltsraum. Ansonsten kann man abends in einer Lodge nicht viel tun außer trinken und reden. Deswegen geht man auch oft früh zu Bett, den harten "Alltag" merkt man doch Abends extrem. Deswegen suchten Harald und ich gegen 20 Uhr unser Nachtquartier auf.


14. Tag 20.10.2016Mount Everst Base Camp

Früh war die Nacht vorbei, eigentlich wie jeden Morgen. Aber heute sollten wir einen außergewöhnlichen Tag haben. Wir wollten zum geschichtsträchtigen Mount Everest Base Camp marschieren. Ich war sehr gespannt und freute mich auf die Tour!

Aber erst mal wieder selben Ablauf des Aufstehens bei Zimmer ohne Licht. Stirnleuchte auf und die Millimeter dicke Eisschicht am Fenster wegkratzen. Nichts-draußen ist es noch stockfinster. Die Körperpflege sollte sich auf das Zähneputzen in der Toilette beschränken, aber auf dem Flur Klo, das unsere Gruppe auch mit einer vielzahl an Koreanern teilte, ging es nicht. Ich hätte nicht mal ansatzweise die Zahnbürste Richtung Mund bringen können ohne zu kotzen!!! Also raus hier und die Stockwerke absuchen ob ich hier noch eine Alternative hatte. Morgens, kurz nach dem Aufstehen und in der Höhe wahrlich keine leichte Aufgabe. Nach etwas sucherei hätte ich mich wie ein Kind über ein freies und sauberes Klo freuen können.

Zum Thema Klo möchte ich jetzt noch anmerken, sein benutztes Toilettenpapier wird nicht bei uns in die Toilette geschmissen, nein dafür stand immer ein Gefäß neben des Toilette. Die Spülung bestand meistens aus einem Fass mit eiskalten Wasser, aus der man erst ein Behältnis fischen musste wo man dann nachspülen konnte. Die Hände wurden im Anschluss mit eigenem Händedesinfektionmittel gereinigt.

Ein Thermometer am Fenster zeigte Innentemperatur von plus 6 Grad und Außentemperatur von minus 7 Grad. Eigentlich für die Verhältnisse angenehme Temperaturen. Aber draußen, als das erste Licht des Tages kam, wirkte alles eingefroren und erstarrt. Ach freute ich mich auf die zwei Zeltnächte. Wichtig war wieder warmes Frühstück in Form meines geliebten Wasserhaferschleimes.

Für den heutigen Tag ist unsere Gruppe zwei geteilt. Der eine Teil wird den Kalar Pattar mit stolzen 5545 Meter besteigen und mit meiner Gruppe, geht es zum EBC. Dem Everest Base Camp mit Dil als Guide. Kurz nach sechs Uhr und noch vor Sonnenaufgang gingen wir vor die Tür in den frostigen Morgen. Wir liefen zügig, auf der bis jetzt noch waagrechten Strecke, um einigermaßen warm zu werden. Rechts und noch ganz in grau war der Kholumbu Gletscher zu erkennen, der ja von Everest und Lhotse seine Eismassen bekommt. Im Laufe der Zeit lagern sich winziger Schutt auf dem Gletscher ab und so bekommt er immer weiter von denm Bergriesen entfernt, seine graue Farbe.

Bereits nach der ersten Anhöhe konnten wir schon von weitem die bunten Fahnen, des Everest Base Camp (EBC) erkennen. Eigentlich kam einem die Entfernung wie ein Katzensprung vor, aber das täuschte natürlich, wir waren noch Stunden davon entfernt. Die dünne und klare Luft, lässt alles so nah erscheinen. Man meint, man könnte rechts den Lhotse mit einem Steinwurf erreichen. Da keine Zelte standen, so dass sich auch keine Expedition von unserer Anwesenheit gestört fühlen konnte, liefen wir immer tiefen ins EBC hinein. Wir wollten unbedingt in den Khumbu Icefall blicken. Angeblich der gefährlichste Ort des Everests mit schon unzähligen  Unglücksfällen. Ein Irrgarten an Spalten und Seracs, die sich ja ständig in Bewegung befanden. Auf den Everest kam man nur von der Südseite durch den Khumbu Icefall hoch. Und das nur Dank der Sherpas, den sogenannten Icefall Doktors, die jedes Jahr für die Arbeit ihr Leben riskierten. Unser Weg wurde zur Stolperfalle, bei jedem Schritt musste man auf dem losen Gestein aufpassen um nicht zu stürzen oder hin zu fallen. Wenn ich mich jetzt hier verletzen würde, konnte ich das Unternehmen Island Peak wahrscheinlich abschreiben.

Und dann waren wir Mitten im EBC.

Das EBC machte einen sauberen Eindruck, suchte man aber zwischen den Steinen, konnte man vieles Interessantes finden. Verlorene kleine Ausrüstungsgegenstände und allerhand kleine Teile von Zeltgestänge über Stuhllehne, bis hin zur defekten Uhr. Ich fand einen kleinen Mammut Aufnäher und fragte mich, ob der Besitzer auf dem Everest war oder nicht.

Wir machten Pause und ich nutzte die Zeit für ein Nickerchen. Ich musste richtig geschlafen haben, den als mich Dils Stimme weckte, wusste ich erst gar nicht wo ich war. Alle machten sich bereit zum Rückmarsch nach Gorak Shep.

Irgendwie waren wir alle ganz schön platt heute. Und der Weg zurück zog sich auch wieder in die Länge. Man musste auch berücksichtigen, dass wir uns auf einer Höhe von 5400 Meter bewegten und nur noch etwa 50 % Sauerstoff hatten wie auf Meeresniveau.

Leider knickte Jürgen schmerzlich mit dem Fuß um und vertrat sich das Knie. Er konnte zwar tapfer weiterlaufen, aber das sollte ihn leider das Gipfelglück des Island Peak kosten. Etwa auf halber Strecke war der Rob Hall Gedenkstein. Etwas versteckt und abseits des Weges. Michael, Dil und ich schauten uns den Ort an.

Ich wurde Nachdenklich und als ich die Worte IN LOVE las, und dann auf einmal sehr traurig. Nach ein paar Fotos gingen wir zurück nach  Gorak Shep.

Wir erfuhren, dass der andere Teil der Gruppe bereits im Abstieg nach Lobuche war. Aber wir aßen zu Mittag und dann machten wir uns auch zum Abstieg bereit.

Lobuche war eine schöne aber einfache Lodge. Ich konnte mich auch endlich waschen, da es zwei Waschstellen gab. Zwar eisig kalt, aber egal, der Körper war dankbar für die Katzenwäsche. Für morgen war wieder wecken um 4.45 Uhr angesagt und es stand wieder eine Passüberschreitung auf unserem Programm.


Noch zehn Tage Nepal. Am 31. Oktober morgens um 6.30 Uhr würde ich in Frankfurt landen.

Nach einer schlaflosen Nacht mit nicht abstellbaren Gedanken stand ich um 4.40 Uhr auf. Heute stand ja wieder eine Passüberschreitung an, aber nicht die ganze Gruppe nahm daran teil. Einige hatten die Variante außen herum gewählt. Um sich noch mal ein wenig vor dem Unternehmen Island Peak zu schonen. Harald und ich hatten uns trotzdem für den Pass entschieden und nach Dils Worten sollte er der leichteste Pass sein, als die anderen, die wir jetzt schon hinter uns hatten.

Diesmal marschierten wir mit Dil und Maila. Ang Nuri lief mit der anderen Gruppe. Eigentlich war das wirklich der leichteste, aber mal mit Vorsicht ausgesprochene Pass. Wenn man bedachte, was wir schon alles in den Knochen hatten und was uns noch bevorstand, dann gab es hier kein Leicht mehr. Auch mein Kopf meldete sich wieder, das vermieste mir wieder etwas die Tour. Bei jeder Pause legte ich mich hin und schloss die Augen. Dil, der nicht wusste das ich starke Kopfschmerzen hatte, weckte mich immer mit einem nachgemachten Hahnenschrei. Ich konnte dem kleinen und symphytischen Nepalesen auch gar nichts krumm nehmen. Etwas Sorge machte mir mein Ibuprofen Haushalt, der ging nämlich schnell zur Neige. Und ich brauchte für den Island Peak noch eine Reserve. Ich bin fest entschlossen da hoch zu klettern!

Immer das Ziel im Blick und Schritt für Schritt nach vorne gehen. Es war wirklich nicht unserer anspruchsvollster Pass, aber trotzdem zog sich der Weg irgendwie endlos hin. Überall waren diese enormen Fels-und Eisriesen, aber ansonsten war in der kargen Landschaft nicht viel zu sehen. Keine anderen Trekker, die einen laut mit Namaste begrüßten oder irgendwelche Yaks die im Psychoblick auf dich zukamen. Wie soll es auch anders sein, der Weg ging zu Ende und diesmal an einer ganz tollen, zwar wieder einfach, trotzdem zum Vergleich zu den Vortagen, ein "Palast".

Einen schönen Aufenthaltsraum und mehrere Stockwerke mit den Zimmern. Harald und ich beschlossen ein Anti Kopfschmerz (ja ich weiß, ich wollte nichts mehr dazuschreiben, ich bin halt ein Pinser) Nickerchen zu machen und deckten uns mit dem Schlafsack zu.

Ich musste vermutlich tief eingeschlafen sein, da hörte ich ein Hämmern. Als schlägt mir jemand einen Stein auf den Kopf. Das Hämmern tat fast wieder weh. Und wieder ganz laut. Ich drehe mich zu Harald, der hat seinen MP3 Player auf und befand sich wahrscheinlich im tiefen Schlaf. Plötzlich höre ich zweimal laut hintereinander meinen Namen. Markus, Markus open, open. Schlagartig bin ich wach und an der Tür. Draußen ein hektischer Ang Nuri, der schnell die mobile Überdruckkammer brauchte. Mit den Worten, "a guy is realy sick" rannte er mit Dil die Treppe hinunter. Ich folgte ihm, noch auf wackeligen Beinen und dann erfahre ich was passiert ist. Ein Sherpa ist akut und ernsthaft Höhenkrank. Dreimal wurde probiert ihn durch die Überdruckkammer zu stabilisieren. Ihn dann mit Hilfe eines Yaks oder Träger tiefer absteigen zu lassen. Aber immer wieder wenn er aus der Kammer kam, fiel er zurück in den kritischen Zustand. Die Situation war ernst. Selbst einen Sherpa erwischt es hier so schwer, das sogar Lebensgefahr droht. Ich selber habe die Höhenkrankheit immer so wahrgenommen, dass ich sie mit eiserner Disziplin und Härte im Schach halten kann. Meine Kopfschmerzen mit zusammengebissenen Zähnen ertragen. Der Müdigkeit keine Chance zu geben, zu Essen auch wenn ich es gerade auskotzen könnte und einen Schwindel ignorieren und weiter gehen. Aber wenn es einen voll erwischt, dann machst du gar nichts mehr dagegen. Entweder dir kann geholfen werden oder du stirbst.

Letztendlich musste der arme Kerl mit dem Helikopter nach Kathmandu geflogen werden. Nachdenklich setze ich mich vor die Lodge auf eine Steinmauer. Ich saß so lange bis die Kälte in mein Innerstes gekrochen war. Ich dachte nach und würde erst von Ang Nuri aus den Gedanken gerissen, wir sollten unsere Island Peak Ausrüstung holen. In wenigen Minuten, würden unsere drei Climbing Sherpas diese kontrollieren wollen. Ich ging hoch zur Lodge wo mir schon Michael und Jürgen entgegenkamen und dann weckte ich Harald. Gemeinsam bewaffnet mit Steigeisen, Eispickel, Steigklemme, diversen Karabinern und Repschnürren gingen wir wieder zur Kontrolle vor die Lodge.

Jung und verwegen sahen unsere drei Begleiter für unseren 6000er aus. Aber auch sehr entschlossen und man musste ihnen einfach gleich Respekt entgegen bringen. Junge Sherpas mit einer sehr dominanten und entschlossen Aura. Wir begrüßten uns per Handschlag und stellten uns einzeln vor.

Bei mir passte die Ausrüstung und ich war auch der einzigste, der einen Steinschlaghelm dabei hatte. Ich hatte vorher wirklich hin und her überlegt, ob ich den Helm mitnehmen soll. In der DAV Ausrüstungsliste. stand er nämlich nicht drauf und eine E-Mail anfrage wurde mit, wenn sie wollen. können sie einen mitnehmen, beantwortet. Aber seit ich am 21. August am Watzmann 12 Meter abgestürzt bin und dieses mit einer Vielzahl von Schutzengeln und einem Helm überlebt hatte, war ich der schützenden Kopfbedeckung  nicht mehr so abgeneigt wie früher. Ich schaute mir auch daheim Videos vom Island Peak an und dort trugen alle Kletterer einen Helm, so stand mein Entschluss fest: Helm ist mit dabei. Bei Michael gab es Problemen zwischen Schuhen und Steigeisen und der Arme tat mir richtig leid. Er saß, glaube ich über eine Stunde im Aufenthaltsraum und probierte steigeisenfeste Schuhe an. Manche  von anno dazumal. Auch der Climbing Sherpa im Jogging Anzug mit Kapuzenshirt war erleichtert, als ein geeignetes Paar gefunden wurde.

Der Abend ging zur Neige und die Nacht kam ins Himalaya. Morgen würden wir gemütlich zum Island Peak Basislager auf 5100 Meter Höhe schlendern. Dann kam unser Hauptziel: ISLAND PEAK 6189 Meter.


Aufstehen erst um 7.00 Uhr. Ausschlafen! Nach der morgendlichen Stärkung mit Ei, Porridge, Marmeladenbrot und Instantkaffe nahmen  wir ganz langsam und gemütlich unsere 400 Höhenmeter für heute in Angriff.

Ich war aufgeregt. Zwar versuchte ich mit Musik meine Gedanken in den Griff zu bekommen, doch heute bissen sich die Zweifel bei mir fest. Island Peak-Kopfschmerzen und dann der Abbruch. Ich dachte an die vielen Abenteuer die ich durchstanden hatte ,dann fühlte ich mich leer und kraftlos. Ich lies die Gruppe an mir vorbei laufen und setzte mich auf einen Stein. "Markus you don´t feel good?" Maila schaute mich besorgt an. " Maila, it´s just, i m sad" Maila konnte natürlich nicht wissen was ich meinte, ich stand auf und klopfte ihm auf die Schulter. " I´m okay. Let´s go." Ich sah seinen Blick, dass er mir nicht glaubte und auch wusste das nichts okay war. Ich biss, wie schon so oft die Zähne zusammen. Ich hatte hier ein Ziel, das war 6189 Meter hoch, das hatte ich auch verdammt nochmal  zu erreichen.  Nun ja, ich war nicht sonderlich erfolgreich mein Hirn auszuschalten. Das gelang mir beim riskoreichen Bergsteigen besser. Herz und Kopf gehören bei mir zusammen.

Das Basislager war ein einfacher Ort. Die Zelte waren auch nicht mehr ganz so taufrisch. Zudem erwischten Harald und ich eins mit defekten Reisverschluss. Toilette gäbe es keine, die war hier überall. Also freie Platzwahl-wie stark. Das hat doch mal was, ich nahm mir vor, mich in Antlitz der Ama Dablam zu erleichtern. Der Nachteil war der zusätzliche Aufstieg von fast 70 Höhenmetern. Nicht gerade einfach bei schon vorhandenen 5100 Meter. Egal, morgen ging es ja schließlich auch noch mal 1100 Meter hoch. Nach dem Besuch bei der Ama Dablam, war als nächste Aufgabe, die Ausrüstung im Zelt einräumen. Vor dem Abendessen bekamen wir noch eine Steigklemmenbenutzungs- Trockenübung durch unsere Climbing Sherpas. Eine Demonstration mit dem Klettergerät etwa 100 Meter hoch. Ganz schön anstrengend, und das ganze morgen noch mal 1000 Meter höher.

Ich war deswegen hier und morgen würde ich zum Gipfel klettern. Viele Freunde daheim glaubten an mich. Ich wusste, ganz nach Hans Kammerlander zu formulieren: Der Gipfel gehört erst dir, wenn du wieder unten bist. Vorher gehörst du ihm. Und ob ich morgen hoch kam, das würde sich jeden Meter neu entscheiden, doch ich war sehr entschlossen.

Im Speisezelt mussten wir uns auf Matten setzten, Stühle und Tische im Basislager= Fehlanzeige. Nach dem Essen, ging ich noch zu Ang Nuri und Maila, die teilten sich ein Zelt und hatten mein Solarpanel an die Außenhaut gehangen. Ich sagte ihnen, falls ich morgen am Berg bleiben würde, sollten sie es behalten. Mein Galgenhumor eben. Aber Ang Nuri nahm meine Arm und sagte sehr ernst. I know, you are strongh, you come back. Ich hatte einen lustigen Spruch machen wollen, aber er war hier nicht wirklich lustig. Auch Maila nahm es ernst- Ich passe auf, versprach ich den beiden. Und das war mein voller ernst.

Es hatte mittlerweile bestimmt -10 Grad als ich zu meinem Zelt ging. Drinnen sah ich Haralds Schatten mit der Stirnlampe. Ja das Zelt war eben auch nicht so geräumig wie eine Lodge, da kann sich eben nur einer Bettfertig machen. Ganz weiß im Kontrast des Schwarzen Himmel sah ich das Eis der Ama Dablam. Auch unzählige Sterne funkelten auf mich herab.

Ich schaute nach oben und sprach leise: Bis morgen Teschi! Dann bin ich dir so Nahe wie schon lange nicht mehr.

Dann gegen 20 Uhr kroch ich noch halb angezogen in den Schlafsack. Aufstehen in vier Stunden zum Gipfelgang.


Es war ein sonniger Tag im Oktober 2013, weit machte ich die Balkontür auf. Deine Seele sollte nach dem ganzen Leid fliegen können und frei sein...nichts sollte deinen Flug zu den Engeln hindern...

23.10.2016, 0.20 Uhr, Gefühlte - 20 Grad. Es geht los!

Mitternacht-Wenn ich vielleicht eine Stunde geschlafen habe, dann war es viel. Erst war noch lautes, internationales Stimmergewirr im Basislager. Als es endlich ruhig und ich fast am Einschlafen war, hatte ich Druck. Nein, hilft nichts, raus aus dem Schlafsack, Schuhe an, die vom Harald (hatte Grogs gabei). Danke Harald!

Beim Reisverschluss öffnen, dachte ich im Licht der Stirnlampe, es schneit im Zelt. Es war der Reif, der vom Zeltinneren fiel. Draußen war es klar, manche Zelte waren noch erleuchtet und die Sterne funkelten zu mir herab. Romantisch, da konnte ich grad drauf pfeifen! Es hatte extrem abgekühlt und war unangenehm kalt.

Irgendwann kam doch noch ein gnädiger kurzer Schlaf, aus dem ich aber eine halbe Stunde vor 24 Uhr erwachte. Meine Gedanken routierten. Das schlimmste was ich mir zuvor vorgestellt hatte, jetzt aus dem Schlafsack und raus in die Nacht. Dann vielleicht 13 Stunden Vollgas geben, vielleicht sogar noch mehr. Nein, kein Problem, gedanklich spielte ich die Abläufe durch, die nun gleich folgen sollten Kurz drauf hörte ich eine Stimme vor dem Zelt. "Climbers, it´s time!"

Es ging alles schnell, der Rucksack war vorgepackt, und die Kleidung hatte ich zum Teil schon an. Also ins Esszelt und im Stehen vielleicht zwei Löffel Porridge und zwei Tassen Kaffe. Das war alles was ich heute Nacht zu mir nehmen konnte. Was ich sofort spürte, mein Körper war voller Adrenalin. Ich brauchte den Gipfel, koste es was es wolle.

Seit langem steige ich auf Berge, im Sommer und im Winter, besteige Wände in free solo-aber das hier, sollte eine Art Krönung sein. Ich war heiß auf den Gipfel.

Gemächlich stiegen wir ein Schuttfeld nach oben, das nur sehr wenig Steigung hatte. Ich hörte Musik und im gleichmäßigen Rhythmus bewegte ich mich hinter Karma Climbing Sherpa vorwärts. Trotz der Musik, glaubte ich das nur sehr wenig Unterhaltung stattfand der restlichen Bergsteigern, wir waren alle auf unser Ziel fokussiert. Leider waren drei aus unserer Gruppe , aus gesundheitlichen Gründen nicht mit dabei. Also waren wir inklusive der Climbing Sherpas zwölf paar Stirnlampen, die hier nahe der Tibetischen Grenze durch die Nacht stapften. Mein Problem war, das meine drei Liter Wasser und das vorhandene Schlauch-Getränkesystem innerhalb 20 Minuten komplett eingefroren war. Ich hatte nun bis Aufgang der Sonne nur einen Liter Tee zu Verfügung. Nicht gut, gerade wegen meinen üblen Kopfschmerzen. Und später würde auch noch die Kletterei dazukommen. Da muss der Kopf funktionieren.

Gelegentlich schaute ich mit der Stirnlampe nach links, wo sich der Island Peak empor hob. Braun und Schwarz war der Fels- er sah irgendwie angsteinflößend aus. Bei der ersten Pause und einem kleinen Schluck Tee nahm ich als Vorbeugung eine Ibuprofen. Von nun an, würde ich alle drei Stunden eine Tablette nehmen. Bitte keine Kopfschmerzen heute.

Dann waren wir am Blockgelände bei etwa 5350 Meter und der Aufstieg begann. Anfangs noch gemächlich, jedoch wurde es steiler und steiler. Die Sherpas legten ein scharfes Tempo vor, einige von uns atmeten schwer. Ich konnte mich noch gut halten, wie gesagt, ich musste voller Adrenalin sein. Dann in einer kurzen Pause sah ich eine Kameradin von mir, sie sah bleich aus und reagiert fast nicht mehr auf Ansprache. Ich wollte Ihr Tee anbieten, aber sie würde heute nicht den Gipfel erreichen können. Gemeinsam mit einem Sherpa und ihrem Freund stiegen sie ab. Ich hatte etwas Panik, das wir als Gruppe das Tempo nicht halten konnten und vielleicht alle zusammen wieder absteigen müssen. Das war ein Horror Gedanke. Ich wurde zum Stressfaktor für mich selber, gönnte mir kaum Pausen. Oft legte ich die Hand auf den Trinkwasserschlauch, in der Hoffnung er würde vielleicht auftauen. Aber völliger Blödsinn-dazu brauchte es die Sonne und die würde vielleicht in drei Stunden aufgehen. 

Oben , schon hoch am Berg waren die Stirnlampen einer andern Gruppe zu sehen. Wegen der Steinschlaggefahr war das nicht ungefährlich. Nun waren wir wieder 3 Leuter weniger. Ein Climbing Sherpa war mit den anderen beiden abgestiegen.

Kurz darauf bekam ich mich mit Roman in die Wolle-warum weiß ich bis heute nicht. Ich hoffte aber, das dass unter Bergkameraden schon bald vergessen sein würde. Mir ging es sonderlich nicht gut, das wollte ich auch nicht noch einen Streit vom Zaun brechen. Der Blockaufstieg bis etwa 5900 Meter war brutal anstrengend. Die Gruppe sollte sich wegen der Steinschlaggefahr nicht auseinander ziehen, das war aber fast nicht möglich. Alle waren wir bei der Höhe am Keuchen. Ich, der direkt hinter dem ersten Climbing Sherpa lief, sollte zu ihm etwas Abstand halten und dadurch versuchen etwas bremsen. Nun war ich in einem Zwiespalt gefangen! Ich wollte das wir Restliche verbliebenen den Gipfel erreichten, hatte aber gleichzeitig Angst, das es aufeinmal hieß: Time to no return erreicht-wir müßen umkehren. Gut ich lies mich zurückfallen, zudem war das Gelände steil und anspruchsvoll und man mußte auch die Hände zum Blocklettern nehmen. Es ging als ohne die erleichterten Teleskopstöcke vorwärts. Einen kleinen hellen Streifen sah man am Horizont. Ganz langsam zeigte sich ein wenig die Sonne.

Vor dem Spaltenlabyrinth war endlich die Sonne aufgegangen

Am Beginn des Gletschers kam die Sonne endlich voll durch. Ich legte meinen Rucksack mit Wasserschlauch nach vorne in die Sonnenstrahlen um das Eis aufzutauen. Ich musste dringend etwas trinken, der Tee war mir gegen vier Uhr ausgegangen. Außerdem musste ich eine vorbeugende Tablette zu mir nehmen. Am Rande des Gletschers legten wir unsere Klettersachen, Gurt, Helm, Steigeisen, Steigklemme und Pickel an. In der Kälte mit eingefrorenen Finger Steigeisen anzuziehen war eine unvorstellbare Arbeit!! Ich half Roman beim Anlegen des Klettergurtes und unser Zwist von heute Nacht kam nicht mehr zum Gespräch.

Dann der Schock, Michael gab auf. Er war nicht so Eiserfahren und der Anblick des Gletschers hatte ihn erschrocken. Er hatte seine persönliche höchste Grenze erreicht und zog vernünftigerweise die Reisleine. Komm gut runter Michael. Wir drückten uns und mit : Pass auf dich auf, trat er mit Karma Sherpa den Rückzug an. Der Sherpa der heute Nacht mit zwei unserer Teilnehmer abgestiegen war, hatte wieder Anschluss an die Gruppe gefunden.

Nach einigen Spalten wurde es dann wieder etwas flacher, ich kam gut vorwärts, hatte schon oft die Steigeisen an und dadurch kein Problem mit der Fortbewegung. Mein Eispickel, der längste der Gruppe, über 120cm diente als hervorragende Stütze. Im Hintergrund und schnell näher kommend, sah ich die 170 Meter hohe Eiswand, die zum Gipfelgrat führte. Wie Ameisen hingen dort einige Kletterer, aber sie schienen sich überhaupt nicht zu bewegen. Dafür hatte ich aber ein anderes Problem gelöst, ich konnte sehr kaltes Wasser trinken, aber immer hin. Um Luft zu bekommen, musste ich immer öfter meinen Gesicht Schutz entfernen um mit dem offenen Mund atmen zu können. Was das für eine Konsequenz hatte, das würde ich erst später merken.

Hinter der Spalte ging es steil nach oben. Am Schatten erkennt man einige Kletterer.

Schon bald hatte ich die Fixseile erreicht. Ich hängte meine Steigklemme ein und dann los, auf nach oben. Der Gipfel ruft. War das eine Tortur für den Körper. Kraft einteilen, Atmen und dann: 1, 2, 3 Schritte kurze Pause. Dann wieder 1,2,3 kurze Pause. So ging es nach oben. Am Fixseilende, Sicherungsmaterial umklemmen. Karabiner aufdrehen, umstecken, zudrehen, Steigklemme lösen und in das nächste Seil. Alles auf den Steigeisen balancierend. Ein Sturz konnte üble Folgen haben. Auf einmal und ohne Vorwarnung, überkam mich die letzten 50 Höhenmeter der Steilwand eine Leere. Ich dachte nicht mehr aktiv. Gedankenfetzten vor knapp drei Jahren spielten sich ab, es spielte sich aber auch mein letztes Jahr in meinem Kopf ab. Es wurde dunkel, hell, dann wieder dunkel. Instinktiv ohne darüber nach zu denken, setzte ich Frontzacke der Steigeisen um Frontzacke in den Schnee. Ich war nun auf einen etwa 70 Meter, leicht zum Gipfel führenden Gratverlauf angelangt. Nur diese 70 Meter dann war ich oben.

Ich bin mir der Bedeutung dieses Augenblicks nicht bewusst, fühle auch nichts von Siegesfreude, komme mir gar nicht als Sieger vor. Ich bin nur froh, dass ich heroben bin und all diese Strapazen vorläufig ein Ende haben; hinunter wird's schon besser gehen.
(Hermann Buhl)

Es war ein langer und sehr mühsamer Abstieg. Die Reepschnürre am unteren Bereich der Eiswand waren so straff gespannt, das Dieter und ich kurzerhand free solo, nur mit unserem Eisgerät abstiegen. Wir mussten uns auch bewegen. Die Kälte oberhalb 6000 Meter war gnadenlos, obwohl die Sonne schien. Müde stiegen wir wieder das Blockgelände ab. Ich war froh, dass wir heute Nacht nichts gesehen hatten. Die Steilheit des Geländes, hätte wahrscheinlich noch einen guten Teil zur Demoralisation geboten. Dann die Überraschung. Wir endeckten bei etwa 5500 Meter Dil und Maila, bewaffnet mit Teekannen, Essen und Erste Hilfe Set. Sie hatten zu zweit, die ganzen Sachen 300 Meter die steilen Felsen hochgetragen.

Uns wurde gratuliert und dann ging es auch schon weiter, den Berg hinunter ins Basislager. Langsam kamen die Zelte zum Vorschein. Ang Nuri kam mir mit ernstem Blick entgegen und sagte: You see, i know you do it. Ich nickte nur, Antworten konnte ich nicht. Dann kamen noch unsere zurückgebliebenen und Teilnehmer anderer Gruppen und wieder wurde uns gratuliert. Ich trank ein paar Becher Tee und war erleichtert keine Kopfschmerzen zu haben. Anschließend musste ich für mich alleine sein, hoch über dem Basislager legte ich mich auf einen Stein und schaute Richtung Berg. Auf der einen Seite hatte ich zwar ein Siegergefühl in mir, die andere Seite war bedrückt. Als es so kalt wurde, das ich es nicht mehr aushielt ging ich zum Mannschaftszelt und aß eine Kleinigkeit, mehr brachte ich nicht herein. Im Anschluss, wir hatten für den Koch und die drei Climbing Sherpas Geld gesammelt und das übergaben wir ihnen nun. Die Dämmerung kam, ich legte mich in den Schlafsack, Harald tat es mir nach und wir versuchten den großartigen Tag zu beenden.


Am Morgen fühlte ich mich krank. Schlapp und kraftlos. Ich tat mir schwer auf den Beinen zu bleiben. Essen konnte ich auch nichts. Zum Glück half mir Harald mit dem Schlafsack. Ich fühlte Schwindel und eine nicht gekannte Ausgelaugtheit. Ang Nuri gab mir die Option mit Maila langsam, der Gruppe nachzusteigen. Hier bleiben wollte und konnte ich auch nicht, unsere Zeltplätze waren ja bereits für die nächsten Gipfelanwärter reserviert. Ich trank etwas Tee und auch Kaffe um wenigstens Flüssigkeit in meinen dehydrierten Körper zu bekommen. Das half, als das Signal zum Aufbruch kam, nahm ich meinen Rucksack und schloss mich am Ende der Gruppe an. Zwar mussten wir gelegentlich kleine Passagen nach oben steigen, aber der größte Teil führte Abwärts.

Auf dem Weg nach unten, erholte ich mich weiter und fühlte mich besser. An der letzten Lodge vor dem Basislager in Chukung machten wir Mittagspause. Ich musste mich aber zum Essen zwingen und schob mir lustlos ein Omelett rein. Dann ging es angenehm den Weg weiter, immer schön und nicht zu steil abwärts. Das Gebiet wurde auch nun wieder besiedelter, mehrere Trekker aber auch Träger waren unterwegs. Gegen 17 Uhr saßen wir in der Lodge Dingpoche. Und jetzt endlich nach knapp einen Jahr-Bierauszeit, das gute Sherpa Craft Beer(Khumbo Kölsch). Harald kam zu mir, er hatte eine weitere Dose Bier für mich in der Hand. Wir unterhielten uns darüber was ich gerade gelesen hatte und ja, er war sprachlos. Es war mir so extrem wichtig, jemanden davon zu erzählen und Harald war ein guter Freund in der kurzen Zeit von mir geworden. Aber trotzdem kannten wir ja nicht unsere Situationen daheim. Wir hatten gemerkt das wir einen guten Draht haben, aber familiär wussten wir so gut wie nichts voneinander. Auch Michael kam dazu, wir hatten uns etwas von den anderen abgeschottet-wir tranken Bier und die zwei konnten mich auffangen für heute Abend.  Ich hatte ein begrenzte Zahl der mir zu Verfügung stehenden Internetzeit. Die war abgelaufen, also konnte ich nichts tun, obwohl Fragen mein Herz durchlöcherten. Dann sagte ich mir, ich habe hier einen Job zu erledigen. Ich bin mitten im Himalaya und ich will gesund wieder heim kommen. Das war ich vielen Leuten schuldig die mich wirklich liebten. Okay, ich hatte genug Bier und daher konnte ich endlich einschlafen!!


Unsere Gruppe war gut aklimatisiert und stark. Heute hatten wir 1050 Höhenmeter Abstieg vor uns. Eine Qual bestimmt für Jürgen. Er hatte sich beim EBC das Knie verdreht, aber hielt eisern mit. Bewundernswert! Irgendwie war Routine aufgekommen, entgegenkommende Yaks, oder Überladene Träger und die vielen Stupas, Gebetsmühlen oder Fahnen. Routiniert waren wir, aber die Dinge waren trotzdem natürlich nicht weniger interessant geworden.Wir hatten ein gutes Tempo-bei kurzen Aufwärtspassagen oder bei Abstiegen und wir überholten viele Gruppen.

Kurz vor Tengpoche ging es noch mal schön heftig bergauf. Aber auch dort überholten wir eine Gruppe von meheren Trekkern. Anhand der Rucksäcke konnte ich erkennen, dass sie ebenfalls zum DAV Summit Club gehörten. Wir stiegen zum obersten Teil von Tengpoche. Da war ein riesiges, buntes Kloster, ein Hotel, unsere Lodge und eine Bakery. Gute News, die Bakery hatte Bier und WLAN. Harald und ich grinsten uns an. Aber nach dem wir ankamen, erst mal das verdiente Mittagsessen, oder wie man bei uns sagen würde, die Brotzeit. Ich war froh, weil wir nun am Absteigen waren, da hatte ich nicht mehr so den vier Liter Abfülltrinkzwang bis zum Platzen. Ich trank das was mir schmeckte und fertig. Auch zum Mittagessen nur eine Kleinigkeit. Ein Omelett mit Käse.

Bevor wir unsere Lodge Schlüssel bekamen, wurden wir noch Zeuge einer Hubschrauber Evakuierung von einem der Hotelgäste. Als der Hubschrauber gelandet war, staunten wir nicht schlecht, wieviel in so einen Helikopter passt. Der war randvoll beladen, bevor er seine menschliche Fracht für Kathmandu entgegen nehmen konnte.

Rechts der Unglücksrabe auf dem Weg zum Hubschrauber

Dann die Zimmervergabe. Es waren zwar einfache Lodges, eigentlich ja wie immer, aber meine Güte, zum Schlafen langt es allemal. Zwei Gruppenmitglieder waren weniger begeistert und maschierten prompt zum Hotel hoch, um eventuell dort die Nacht zu verbringen. Später erfuhr ich, dass man dort die Nacht für 400 Rupien verbringen konnte. Umgerechnet also für 40 Euro. Nichts hätte mich oben übernachten lassen, ich war ein Teil der Gruppe und würde auch bei der Gruppe schlafen. Außerdem war das Hotel sowieso voll. Trotzdem konnte ich die Frau verstehen, sie war gezeichnet und machte einen abgekämpften Eindruck.

Wellnessbereich Tengpoche für ca. 60 Leute.

Wir hatten noch Zeit und schauten uns das Kloster an. Rein durften wir noch nicht, erst um 16 Uhr sollte dort eine öffentliche Zeremonie stattfinden. Also gingen wir noch mal zur Lodge und zogen uns etwas wärmer an. Die Sonne war hinter den Wolken verschwunden und es wurde eigentlich wie jeden Tag sofort richtig kühl. Wenn ich vorher gewusst hätte,was auf mich zukommen sollte, wär ich in die Bakery still und leise verschwunden. Aber ich will nicht respektlos erscheinen, bitte nicht falsch verstehen. Alle gingen wir ins kalte Kloster, zogen brav die Schuhe aus und setzten uns auf den Boden. Der arme Maila, der hatte nur Badelatschen ohne Socken an.

Und dann während dem sitzen merkte ich es. Irgendwas hatte mich in den Fuß gestochen, oder ich hatte einen Fremdkörper zwischen Großer Zehe und der Darauffolgenden. Der Fuß schwoll gehörig an und es juckte höllisch. Der weilen war die Zeremonie in vollem Gange. Es wurde manchmal kurz in die Trompete geblasen ,Mantras gemurmelt, und dann wieder zwei Bleche aufeinander geschlagen. Etwa fünf Minuten, die sich ständig wiederholten. 60 Minuten, 75 Minuten, 90 Minuten. Wir konnten nicht mehr sitzen, und Maila mit seinen nackten Füßen sah auch nicht mehr so glücklich aus. Einige waren schon aufgestanden und ganz leise heraus geschlichen. Aber die Tür war zu und niemand konnte heraus. In der Zeit ging der fünf Minuten Rhythmus weiter.

Mein Fuß machte mich fast wahnsinnig. Mit Kratzen wurde es nur noch schlimmer. 100 Minuten und immer noch kein Ende. Ich sagte zu Harald wenn es nach zwei Stunden noch kein Ende hat, dann stürmen wir raus. Derweilen hofften wir auf Gnade. Ich wusste schon gar nicht mehr welche Position ich einnehmen sollte. 18 Uhr. ERLÖSUNG!!!! Nach geschlagenen 120 Minuten durften wir raus.

Im Anschluss gleich zur Lodge und Abendessen. Aber ich wollte mich beeilen, die Bakery war der einzige Ort hier oben mit WLAN. Also zogen Harald und ich dann auch gleich los.  Die Bakery putzte uns förmlich hinaus. Wir waren die letzten Gäste. Also kurz noch rüber zur Lodge, dort hatten es sich mittlerweile die Träger gemütlich gemacht und die wollten wir keinesfalls stören.

Nach dem Besuch des Wellness Bereich ab in den Schlafsack. Das mir eine unruhige Nacht bevorstand wusste ich noch nicht, würde es aber bald merken.

 


Die Nacht war Folter! Nach dem ich mir gestern Abend noch etwas Jodsalbe zwischen die Zehen gemacht hatte, glaubte ich hoffentlich vor der Schwellung Ruhe zu haben. Ich hatte aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn irgendwann versürte ich auch an der rechten Hand das selbe Jucken wie am Fuß. Irgendwas, das nicht in meinen Schlafsack gehörte, hatte es sich darin gemütlich gemacht. Auf knapp 4000 Meter rechnete ich auch nicht mit einer verirrten Schnake, die zufällig in meinen Schlafsack geflogen war.

Harald bewegte und machte sich wahrscheinlich auf, den Wellnessbereich zu besuchen. Meine Chance, raus aus dem warmen Schlafsack und diesen nach links drehen. Ich suchte mit der Stirnlampe alles ab, sah aber keinen Flo oder dergleichen. Harald machte kein schlechtes Gesicht, als er mich meinen Schlafsack ausleuchten sah. Ich erzählte ihn von meiner Notlage und gemeinsam gingen wir nach draußen um den Schlafsack kräftig auszuschütteln.

Kräftig weiß schien die Mondsichel vom Himmel und man sah die Konturen des Klosters. Ich hatte, glaube ich schon mindestens ein duzend mal erwähnt, das die Nächte im Himalaya saukalt waren. Deshalb sputeten wir uns wieder zurück in die Lodge und hoffenlich in den flohbefreiten Schlafsack zu kommen. Kurze Zeit später muss ich eingeschlafen sein.

Für mich viel zu früh stand Harald auf und unser tägliches Morgenritual begann. Ich hatte einen stark geschwollenen rechten Fuss und eine geschwollene rechte Hand, die Schwellung zog sich fast bis zum Ellenbogen hin. Meinen Fuss brachte ich soweit unter Kontrolle, das ich den Trekkingschuh fest anzog um so ein Reiben und weiteres Ausbreiten der Schwellung zu verhindern. Es würde weh tun, denn für heute hatten wir 350 Meter Aufstieg und 1450(!) Meter Abstieg zu bewältigen. In Namche Bazar wollten wir auch Nuri wiedertreffen. Er hatte uns gestern kurzzeitig verlassen um sich in seinem Haus bei Kunde neu einzukleiden.

Es war noch sehr frisch als wir starteten. Und das würde auch noch etwas so bleiben. Noch langsam maschierten wir das steile Tal hinunter, hier würde so schnell nicht die Sonnenstrahlen herfinden. Aber Meter um Meter die wir Abstiegen, wurde es merklich wärmer. Kurz bevor uns die Bäume den Blick nahmen, konnten wir noch mal wunderschön die Ama Dablam erkennen.

Schon früh auf unserem Weg talwärts, kamen uns die ersten Träger entgegen. Wieder trugen sie übermenschliche Lasten den steilen Weg nach Tengpoche herauf. Junge Burschen, schwer atmend an die Felsen gelehnt. Tiefer und tiefer stiegen wir ab, wieder eine Hängebrücke im Visier. Eine alte Frau kam gerade die Brücke herüber, auf ihrem Rücken ein nicht allzu kleiner Haufen Zweige in einer Rückentasche . Und noch etwas kam uns entgegen, ein paar Yaks die stur ihre Linie über die Brücke liefen. Also zurück, Karin gab der alten Frau ihren Trekkingstock und ich nahm sie an der Hand, so dass wir uns vor den nahenden Yaks links der Brücke sicher hinstellen konnten.  Die Yaks hatten ihren Weg über die Brücke gefunden und da passierte es. Ein Unglücksyak hatte sich mit seinen Lasten zwischen den Bäumen verkeilt und konnte nicht mehr vor und zurück. Man sah sofort das sich das Tier spannte und einen aggressiven Ausdruck machte. Wie soll sich das arme Tier selber wieder befreien? Auch kein ungefährlicher Job für den Treiber. Wenn hier etwa 1500 Kilo in Panik gerieten, konnte das sehr gefährlich sein. Aber der Yak Treiber war routiniert und tapfer, ein bisschen beruhigen, nach vorne, dann nach hinten ziehen und unter Verlust des einen Teils der Ladung kam das schwarze Yak wieder frei und begann mit seinem sofortigen Weg nach oben. Was eine Situation dachte ich mir.

Bei entgegenkommenden Yaks ist es am besten, wenn man umdreht. Ansonsten zieht man grarntiert den Kürzeren.

Seit dem 1. Juli 2016 trug ich um das rechte Handgelenk, ein Bändchen des 24 Stunden Wanderfestival von Berchtesgaden. Das war mir auch enorm wichtig. Aber in einer Pause massierte ich den schmerzenden Arm und das Band hatte sich total eingeschnürrt. Dil und die anderen sagten, ich solle es wegschneiden. Das ging nicht so einfach, hatte es für mich ja einen unheimlichen wichtigen symbolischen Grund. Aber mein Arm sah wirklich schlimm aus, lies ich ihn hängen begann er zu pochen. Cut it off, meinte auch Maila. Okay, das Band schien sowieso gebrochen zu sein und traurig lies ich es mir abscheiden. Anschließend verschwand der so wichtige Armschmuck in meiner Tasche und heute hängt er über meinem Schreibtisch.

Wir kamen an einem alten Mann vorbei, der sich am Rande des Weges mit Stuhl und Info-Tafeln aufgebaut hatte. Aus seinen Informationen konnte man sehen, das er für die Begradigung des Weges verantwortlich war. Das war seine Lebensaufgabe und er machte es auch nur für Spenden. Was eine Plagerei, alles in Handarbeit, hier gab es keine Maschinen.

Schon bald trafen wir wieder auf ein Hinweisschild nach Namche (die Schöne Hauptstadt der Sherpas). Leider war unser Aufenthalt von vier auf zwei Stunden verkürzt worden.

Bald wieder in dem schönen Sherpa Dorf Namche. Nun aber kam ein anderer Markus zurück, als der, der es am 12.Oktober Richtung Island Peak verlassen hatte.

Unsere Gruppe sammelte sich an der Lodge, wo wir beim ersten Aufenthalt zweimal übernachtet hatten. Alle blieben in der Lodge und bestellten sich erst mal ein Mittagsessen. Für mich wäre das natürlich auch gut gewesen, aber ich wollte was erledigen und so ließ ich das Essen einfach mal ersatzlos ausfallen. Ich stöberte durch die Gassen und suchte eine Jacke. Ich brauchte ein paar Shops zum Absuchen, dann hatte ich was ich wollte. Feilschen gehörte hier zum guten Ton, nach zufriedenem Abschluss der Verhandlungen, packte der Verkäufer mir die Jacke ein.

Ich hatte etwa noch eine Stunde Zeit und so schlenderte ich wieder an den unzähligen Geschäften vorbei Richtung Irish Pub Namche. Dort würde ich die restliche Stunde verbringen, bevor ich wieder zur Gruppe ging.

Gegen 14.30 Uhr machten wir uns auf den Weiterweg nach Monje. Dort war Mailas Heimatort und dort hatten wir auch unsere erste Übernachtung in der Lodge gehabt. Es war der Tag, an dem es so stark geregnet hatte.

Doch diesmal überquerten wir die Hillary Bridge bei bestem Wetter. Wir waren gut eingelaufen und es war zwar kurz vor der Dämmerung, trotzdem konnten wir noch einen Blick auf den so scheuen Himalaya Steinbock werfen.

Vorabgenommen, die Nacht wurde Dank meines ungewollten Mitbewohners im Schlafsack wieder zur Beis- und Jucktortur. Duschen und in sich in ein Bett legen -der Gedanke war schon Weihnachten alleine.

Der menschenscheue Himalayasteinbock genannt Tahir


Schon früh wurde ich wach. Das lag nicht daran, dass ich wieder total zerbissen war. Ich dachte nach und ich wurde an dem Morgen sehr traurig. Schon bald würde ich in Kathmandu in ein Flugzeug steigen und würde Nepal wieder verlassen. Ich wusste, ich hatte hier eine sehr harte Zeit, die härteste vielleicht in meinem ganzen Leben. So sehr  hatte mich noch nie physisch und psychisch gequält. Alle hatten wir Substanz verloren und  bei jedem sah man auch  die Torturen und die Spuren die es hinterlassen hatten.

Ich aber sah aus wie ein siebzig Jähriger. Noch nie musste sich mein Körper so quälen, noch nie hatte ich am Minimum über so eine lange Zeit gelebt und nie war mein Herz so zerrissen geworden. Aber ich stand hier im Himalaya, hatte ganz tolle Menschen kennen gelernt. Und ich trug meinen Kopf und mein Selbstbewusstsein oben.

Nach 21 Tagen Himalaya sehe ich aus wie ein 70 Jähriger

Auf dem Weg von Lukla, sah ich bekannte Dinge. Diese Lodge, oder der Mani Stein-manche hatten sich in mein Gedächtnis geprägt und dadurch fielen sie mir auf dem Rückweg auch wieder auf.

Hier hatte es schon in Strömen geregnet, als wir zu unserer ersten Lodge gelaufen sind. Die daurch entstandene Kälte, die nassen Trekkingtaschen bestimmten unsere Stimmung am ersten Trekkingtag vor 18 Tagen.

Viele Trekker, Guides und Träger kamen uns entgegen. Manche mit einem bewunderten Blick. Jetzt waren wir diejenigen die aus den Bergen kamen und das machte mich stolz! Heute an unserem letzten Trekkingtag begegneten wir auch öfters zu uns gehörenden Trägern, was bei den Touren vorher nie der Fall gewesen war. Man grüßte sich freundlich. Sie freuten sich auch sehr, wenn ich sie auf Nepali ansprach.

Monje und Lukla liegt etwa auf der gleichen Höhe, so bei 2800 Meter. Aber auf der Strecke mussten trotzdem noch mal 500 Höhenmeter bewältigt werden. Und das auf zickzack Stufen. Vor mir ging einer unserer Träger. Plötzlich stolperte er und fiel mit seiner schweren Last zu Boden. Auf dem Rücken hatte er zwei Trekkingtaschen. Schnell war ich bei ihm und das Gewicht auf seinem Rücken zu entlasten. Langsam liesen wir sein Rückengewicht auf den Boden gleiten. Nachdem er seine Schuhe gebunden hatte, bedankte er sich ganz herzlich bei mir. Ich versuchte ihm zu erklären, das ich ungeheueren Respekt vor ihm und seinen Dienst für uns habe. Und das er sich überhaupt nicht bedanken musste. Aber er verstand mich nicht, er sprach nur Nepali und so gut war mein Wortschatz in der Sprache auch nicht. Ein paar Stunden später würden wir zusammen ein Khumbo Kölsch trinken, dazu braucht es keine Worte. Der Weg war doch lang, wir hatten noch nicht mal die Nationalparkgrenze erreicht. Aber von mir aus hätte der Weg auch endlos sein können. Ich hätte laufen und weiterlaufen können. Einfach davon laufen.

Etwa zur Mittagszeit, also genau die richtige Zeit um einzukehren und Brotzeit zu machen, kamen wir wieder an die Lodge, wo wir auch auf dem Hinweg zu Mittag gegessen hatten. Die Gruppe setzte sich in die Gaststube. Maila und ich blieben draußen. So kalt war es nicht und ich wollte ein wenig für mich sein. Hier war ich vor etwa drei Wochen gesessen und nun auf dem Rückweg, da hatte sich so viel verändert. Ich hatte mich verändert, ohne das ich diese Veränderung gewollt hatte. Jürgen, der sich am Knie verletzt hatte, schloss später zu uns auf. Auch er setzte sich zu uns. Wie vertraut doch hier alles wieder war, sogar der lustige Hund war da, der Ähnlichkeit mit einem Mini Yeti hatte.

Nach gut einer Stunde war weitermarsch. Ein paar Mal mussten wir wieder über die Hängebrücken, die über den Dodh Kosi (Milchfluss)gespannt waren. Irgenwie war das wackeln diesmal jedoch sehr unangenehm, den auf der anderen Seite bekam ich jedesmal Schwindel.

Okay, ich hatte extrem abgebaut, aber solange ich das nur am Brücken überqueren merkte, konnte ich damit leben. Und ein paar Minuten später, stürzte wieder ein Träger vor mir. Auch diesesmal waren Roman und ich gleich bei dem armen Kerl um ihm wieder hoch zu helfen. Es war keiner aus unserer Gruppe und sein Weg führte hinein in den Himalaya. Was wohl sein Ziel war? Vielleicht das ferne Gorak Shep, oder das kalte Goyko Ri. Ich fragte mich oft bei den entgegenkommenden, wo wohl sie ihr Reiseziel hin führte.

An der Nationalparkgrenze wurden wir kurz durch das Militär kontrolliert. Hier machten wir auch Pause um Jürgen und Dil wieder aufschließen zu lassen. Jürgen zeigte sich als zäher Bursche, ich bewunderte ihn sehr für diese Leistung!

Kurze Zeit später erreichten wir den Ortsrand von Lukla, wo damals am 3. Tag, am 9. Oktober unser erster Trekkingtag begonnen hatte. Lukla ist fantastisch mit dem Dorfweg, den Shop´s und Geschäften.

Genau wie Namche hatte ich mich auch in Lukla verliebt. Immer wieder kamen uns frisch angekommene Trekker entgegen, man roch sogar noch ihr Deo. Was bei uns garantiert nicht mehr vorkam, wir hatten den Duft des tiefen Himalayas an uns.

In der selben Lodge, wo wir damals unser Lunchpaket vom Hotel Annapurna eingenommen hatten, kehrten wir ein und würden hier auch unsere letzte Nacht im Himalaya verbringen. Zimmer okay, Dusche ohne Wasser, aber was sollte es denn, bis morgen würde ich auch ohne Dusche noch überleben. 

Demnächst würden wir alle gemeinsam miteinder essen, Bier trinken und Party feiern. Die Gruppe, unsere drei Guides und die sieben Träger. Am Trekkingende ist es üblich das man die Träger einladen tut. Ob nun üblich oder nicht, eine Ehrensache.

Um 18.00 Uhr war es dann soweit. Wir versammelten uns alle gemeinsam im angenehmen Lodge Raum.

Zuerst gab es wieder Popcorn als Vorspeise. Ich konnte es eigentlich nicht mehr sehen und essen. Aber die Träger stürzten sich auf die weißen Maisknollen und mich freute es für sie.

Vor mir saß der Träger, der heute Mittag gestürzt war, er sagte mir seinen Namen, aber der war für Mitteleuropäer so unassprechlich. Ich konnte ihn nicht einmal wiederholen. Daneben saß unser jüngstes Trägermitglied. Ein 17 jähriger, sehr symphatischer Bursche, der ein Dauerlächeln auf dem Gesicht hatte. Nach dem gemeinsamen Dinner, legte unsere Gruppe Gegenstände unserer Ausrüstung zusammen. Es gab für die Träger eine Tombola. Ich spendete meine Trekkingstöcke, die Solarpannels und meine Thermoskanne. Andere Mitglieder trennten sich von Funktionsjacken, Höhenmesseruhr oder Sonnenbrille. Es waren am Ende sieben tolle Pakete zusammen gekommen. Die Träger bekamen ihr Grinsen und Freude nicht mehr aus dem Gesicht.  Sie konnten es eigentlich gar nicht mehr erwarten bis es an die Auslosung ging.

Es begann für die Jungs der große Moment. Solarpannels, Höhenmesseruhr, Funktionsjacken und noch viele andere Dinge wechselten den Besitzer, für die Träger ein ganz wichtiger Nebenverdienst. Der Träger mit unaussprechlichen Namen, hatte eine Sonnenbrille gewonnen und nahm sie, trotz trüber Beleuchtung den ganzen Abend nicht mehr ab.

Mittlerweile erklang auch typische Nepalesische Musik im Raum. Ich kaufte Sherpa Craft Beer Dosen so viele ich tragen konnte und stellte sie auf den Tisch. Und eine Sprite, die bekam unser Jüngster. Dann wurde geprostet und angestoßen und getrunken.

Immer mehr gingen in Mitte des Raumes und wir tanzten alle gemeinsam auf Nepali. Keiner saß mehr auf dem Platz. Doch jeder Abend findet nun mal sein Ende irgendwann und auch dieser hier.

Ich wußte, morgen würde ich Maila und Ang Nuri nicht mehr sehen, es hieß heute Abschied nehmen. Ang Nuri, unserer Mount Everest Guide vor dem ich so einen wahnsinn Respekt hatte. Auch Maila, der zu einem Freund in den drei Wochen geworden war. Oft hatten wir gemeinsam auf irgenwelchen hohen Gipfeln gestanden und hatten gemeinsam kindisch gelacht.

Ang Nuri und ich drücken uns sehr lange, aber sagen konnten wir nichts, ich merkte nur das er sich schnell zur Seite drehte und sah das er Tränen in den Augen hatte. Wir hatten nie darüber gesprochen, aber er war glaube ich der einzigste der zu 100% wußte was ich während unserer Expedition erfahren und durchgemacht hatte.

Ang Nuri sah und konnte in Menschen lesen. Ich hätte am liebsten geweint, aber ich bin so erzogen, oder habe es mir antrainiert mich nicht gehen zu lassen-so holte ich für mich und Maila noch mal ein Abschlussbier.

Maila erzählte mir von seinen Sorgen, ohne neuen Guidejob, die Angst seine Kinder nicht auf die Schule schicken zu können, weil einfach das Geld fehlte. Ich legt ihm die Hand auf die Schulter und sagte sehr ernst: Don´worry! I take care for your children. This is a promise! Und als ich wieder in Deutschland war hielt ich auch das Versprechen. Deswegen musste sich Maila keine Sorgen mehr machen. Eigentlich hätte ich ja mit Stolz und Freude ins Bett gehen können, aber irgendwie war ich sehr nachdenklich und die Gedanken hielten mich bis in den frühen Morgen wach. Wie schon so oft vorher, hörte ich Haralds gleichmäßigen Atem. 

Zwei Träger - An diesem Tag waren wir alle glücklich und ausgelassen


Schon früh hörte ich die startenden und landenden Propellerflugzeuge am Tenzing-Hillary Airport, der nur ein paar Gehminuten von uns entfernt war. Also musste das Wetter soweit stabil sein, das die Flugzeuge fliegen konnten. Das ist in Lukla nämlich immer ein kleiner Unsicherheitsfaktor. Wenn es bewölkt oder nebelig ist, wäre starten und landen zu gefährlich.

Nicht umsonst gilt der Airport, als der gefährlichste Flughafen der Welt. Langsam und ohne Eile standen wir auf und machten uns fertig. Dil, einer unserer Guides war bei uns, er würde uns auch nach Kathmandu begleiten und bei unserem Abschlussdinner dabei sein.

In der Flughafenhalle dauerte es sehr lange bis alles eingecheckt und unsere Trekkingtaschen aufgegeben waren. Auch der Sicherheitscheck dauerte irgendwie ungewöhnlich lange. Für mich eigentlich selbst unerklärlich, war ich sehr ungeduldig, warum auch immer.

Die Maschinen der Tara Air bringen uns zurück nach Kathmandu.

Trotzdem trieb es einen Teil von mir so schnell wie möglich zurück, der andere Teil wäre am liebsten für immer hier geblieben.

Am Flughafen wurden wir mit traditionellen Schals verabschiedet, dann ging es eine Etage runter zum Abflugbereich. Es dauerte mindestens fast eine Stunde, bis wieder ein Flugzeug landete.

Leider war es nicht unseres. Also wieder warten. Tief in Gedanken schaute ich auf die bunten Häuser von Lukla. Nach einer viertel Stunde kam die nächste Maschine von Tara Air. Also nichts wie rein. Überlaut dröhnten die Propeller neben mir.

Während des Fluges schaute ich fast nur aus dem Fenster und nahm auch visuell Abschied vom Himalaya und von der Zeit hier oben. Wir flogen tief, ich sah Häuser, Stupas und mittlerweile gab es auch wieder Straßen.

Im Dunst erscheint Kathmandu

Nach dem wir gelandet waren, kamen wir in ein kleines Gebäude zur Gepäckausgabe. Doch diesmal, so kurz vor einer Dusche, einem Bett und vorallen Dingen einer richtigen, zum verweilen einladenden Toilette ging alles zu langsam. Diees mal war es eine kurze Fahrt zum zentralgelegenen Hotel Annapurna. In dem glänzenden Vorraum gab es wieder ein Begrüßungsdrink, anscließend mussten wir noch mal etwa 1,5 Stunden warten bis wir auf das Zimmer durften.

Harald, Jürgen, Michael und ich vertrieben uns in einem Bistro  die Zeit. Natürlich mit Erdnüssen und einem Bier.

Harald und ich wollten abends noch mal nach Thame, das Touristenviertel Kathmandus um noch zu shoppen.

Jeder brauchte vorher seine Zeit zum Duschen und fertig machen.  Dann rein in den Trubel. Erst mal einen Cappuchino auf der gegenübenliegende Straßenseite. Auch habe ich mindestens 1000 gefühlte Geldautomaten ausprobiert, aber dabei hätte ich mir am liebsten in den Hintern getreten, ich hatte meine Visa Karte daheim nicht für Nepal angemeldet. Also nichts mit Knete zum shoppen.

Zum Glück hielfen mir Jürgen und Harald großzügig aus. Danke nochmal Euch beiden!!!!

Der Verkehr, das Gehupe, der Lärm und die vielen Leute. Ich hatte jetzt schon eine Reizüberflutung. Über die Straße zu gehen war ein echtes Abenteuer, mit der Zeit aber wurden wir sicherer und cooler. Irgenwann wurde daraus sogar ein lustiges Abenteuer. Ich war mir sicher, dass mich auf den staubigen Strassen Kathmandus kein Auto oder Moped anfahren würde. Der Verkehr in Kathmandu ist zwar der absolute Oberchaos, aber es passieren dafür keine Unfälle. In Deutschland würde es jede Minute scheppern!!!

Strassenhunde werden von den Nepalis gut behandelt

Nach dem wir gelandet waren, kamen wir in ein kleines Gebäude zur Gepäckausgabe. Doch diesmal, so kurz vor einer Dusche, einem Bett und vorallen Dingen einer richtigen, zum verweilen einladenden Toilette ging alles zu langsam. Diees mal war es eine kurze Fahrt zum zentralgelegenen Hotel Annapurna. In dem glänzenden Vorraum gab es wieder ein Begrüßungsdrink, anscließend mussten wir noch mal etwa 1,5 Stunden warten bis wir auf das Zimmer durften.

Harald, Jürgen, Michael und ich vertrieben uns in einem Bistro  die Zeit. Natürlich mit Erdnüssen und einem Bier.

Harald und ich wollten abends noch mal nach Thame, das Touristenviertel Kathmandus um noch zu shoppen.

Jeder brauchte vorher seine Zeit zum Duschen und fertig machen.  Dann rein in den Trubel. Erst mal einen Cappuchino auf der gegenübenliegende Straßenseite. Auch habe ich mindestens 1000 gefühlte Geldautomaten ausprobiert, aber dabei hätte ich mir am liebsten in den Hintern getreten, ich hatte meine Visa Karte daheim nicht für Nepal angemeldet. Also nichts mit Knete zum shoppen.

Zum Glück hielfen mir Jürgen und Harald großzügig aus. Danke nochmal Euch beiden!!!!

Der Verkehr, das Gehupe, der Lärm und die vielen Leute. Ich hatte jetzt schon eine Reizüberflutung. Über die Straße zu gehen war ein echtes Abenteuer, mit der Zeit aber wurden wir sicherer und cooler. Irgenwann wurde daraus sogar ein lustiges Abenteuer. Ich war mir sicher, dass mich auf den staubigen Strassen Kathmandus kein Auto oder Moped anfahren würde. Der Verkehr in Kathmandu ist zwar der absolute Oberchaos, aber es passieren dafür keine Unfälle. In Deutschland würde es jede Minute scheppern!!!

In Thame, das Touristenviertel von Kathmandu

Abends suchten wir uns noch eine gemütliche Kneipe zum Essen. Auch Roman und Nicolas spazierten herein. Wir aßen zu viert zu Abend. Ich nahm ein tibetisches Gericht,aber so  scharf hatte ich die ganze Zeit in Nepal noch nicht gegessen. Mein Mund brannte höllisch!

Beim Rückweg zum Hotel fiel mir auf, dass ich meine Hose halten musste. Ansonsten wäre sie glatt runtergerutscht. Ich mußte enorm abgenommen haben. Und das merkte ich erst jetzt, mit vollem Magen und auf dem Rückweg.


Mit Dil und Pasang Sherpa, den beiden deutschsprachigen Guides des DAV Summit Clubs machten wir am letzten Tag einen Ausflug zu der berühmten großen Stupa in Kathmandu und nach Bhaktapur. Nicht ohne vorher ganz ausgiebig gefrühstückt zu haben. Kein Porridge und Insant Kaffe mehr, jetzt gab es Rührreier mit Speck und Kaffe Latte.

Wieder wurde die Gruppe  durch einen  Kleintransporter abgeholt und wir wagten uns in den Verkehr nach Kathmandu. Die Stadt ist so faszinierend, so voller Lebensfreude, ich kann es einfach nicht beschreiben. Man muss es selber erlebt und gespürt haben. Die berühmte aber vom Erdbeben gezeichnete Stupa war phantastisch. Bei der Umrundung drehte ich alle Gebetsmühlen, es war fast so anstrengend wie im Fitnesstudio.

Dann holte uns der Kleinbus wieder ab und es ging zum nächsten Ziel nach Bhaktapur. Etwa eine Stunde hatten wir Fahrtzeit und ich konnte mich nicht enscheiden. Nach vorne, nache hinten, links oder nach rechts zu schauen. Überall gab es etwas zu entdecken.

Als wir dann in Bhaktapur ankammen, hatten wir einen kleinen Fußmarsch vor uns. Zwar rutschte mir meine Hose nicht mehr, dafür sorgte nun ein Gürtel. Aber ich merkte, wie völlig kaputt ich war. Außerdem hatte ich einen trockenen und schmerzhaften Husten. Ich lief mit der Gruppe mit und bemerkte sehr schnell, es war doch gut gewesen, den Ausflug noch mitzumachen und nicht nur mit trüben Gedanken im Hotel abzuhängen und Bier zu trinken.

Zum Lichterfest am 30. Oktober werden selbst die Straßenhunde geschmückt

Unsere Gruppe mit Pasang Sherpa (rechts im Bild) bei der Besichtigung von Bhaktapur. Im Hintergrund sind die Schäden vom Erdbeben noch zu erkennen.

Der Marktplatz

Blumenschmuck für das Lichterfest

Nach der Rückkehr ins Hotel war trotzdem erstmal ein Besuch im Bistro angesagt-Schlafen konnte ich sowieo nicht.

Abends kam Dil zu uns. Wieder hatten wir einen kleinen Fußmarsch nach Thame vor uns. Wir besuchten ein ganz tolles Nepalesisches Resturant und hatten unser Abschluss Essen. Ein Nepalesisches Dinner. Abspolut lecker und ich hatte wieder guten Apetit bekommen. Hin und wieder ein Bierchen. Un dich hatte Freundschaft mit einem nepalesischen Straßenhund geschlossen, der mir den ganzen Abend nicht mehr von der Seite wich. Aber keiner ärgerte sich darüber im Resturant, in Nepal wurden auch die Strassenhunde liebevoll behandelt.

Morgen würden wir um die selbe Zeit schon am Flughafen sein. Und dann wieder fast 18 Stunden Flugzeit inklusive zwei Stunden Aufenthalt in Abu Dhabi haben.

Aber es war jetzt noch heute und an morgen wollte ich noch gar nicht denken. Heute wurde es spät als wir nach diesem tollen Abend ins Bett fielen.

Unser letztes gemeinsames Dinner. Von links nach rechts Harald, Michael, Nicolas, Dieter, Charlotte und Jürgen.


24/25. Tag 29/30.Oktober 2016

Nun war er gekommen. Der letzte Tag. Er verging quälend langsam, wir mussten bis 17 Uhr ausharren, bis wir zum Flughafen abgeholt werden konnten. Ich machte noch mal alleine einen Streifzug in die Stadt. Anschließend setzte ich mich ins Bistro. Worte lagen mir auf der Zunge und ich wollte sie in einem Brief zusammen fassen. Ich konnte nicht länger warten. Meine Gedanken mussten in einem Brief niedergeschrieben werden und zwar sofort. Ich schrieb ohne Nachzudenken. Schon lange vorher hatte mein Gehirn die Sätze formuliert und gespeichert, ich musste sie nur noch auf Papier bringen. Natürlich hoffte ich, das sich der Empfänger auch die Mühe machen würde um die Zeilen zu lesen. Ob sie so verstanden wurden, wie ich mich ausdrücken wollte, das wußte ich nicht.

Es war 13 Uhr, da verließ mich Harald, mein treuer und guter Lodge Nachbar. Er mußte früher fliegen als wir. Aber in Abu Dhabi würden wir uns wieder sehen. Harald war weg und jetzt hieß es noch mal vier Stunden Zeit totschlagen bis zum Transfer zum Flughafen.

Dann war es soweit, mit Dil fuhren wir zum Flughafen. Dort bekamen wir auch noch mal die Ehrenschals umgehangen. Ein sehr emotionaler Moment. Ich trug sie während des ganzen Fluges.

Es dauerte seine Zeit, bis wir ins Flugzeug konnten. Die restlichen Rupien setzte ich in abgelaufene Schokolade um, ich hatte so einen Hunger.

Als das Flugzeug startete war es bereits dunkel geworden in Kathmandu- ich sah aus dem Fenster und sah ein Lichtermeer. Da wurden zum Lichterfest abertausende Kerzen und Lichter entzündet. Ich hatte das Gefühl, als sehe ich eine Million bunter Tränen in der Nacht glitzern. 

Endgültig Abschied nehmen.

Kathmandu und die Lichter verschwanden im Dunkeln und wenn ich jetzt alleine gewesen wäre, hätte ich bitterlich geweint!

 

Abschied von Kathmandu

Die ersten Wochen in Deutschland

Ich hatte in Frankfurt gehofft, aber ich blieb alleine. Ein Kurierdienst brachte mich ins 80 Kilometer entfernte Mannheim. Meine Sachen, Rucksack und Trekkingtasche legte ich erst mal in den Flur. Ich war total erschöpft, wir waren die ganze Nacht durchgeflogen und ich hatte kein Auge zugemacht. Immer denken, ich mußte immer wieder denken. Es half nichts dagegen. Auch der erste Tag daheim auf der Couch, mein Körper schrie nach Schlaf. Aber ich bekam kein Auge zu. Die Waage bestätigte meineVermutung, ich hatte sechs Kilo in knapp vier Wochen abgenommen. Ich fühlte mich wie ein Zombie und hatte in den ersten Stunden daheim, das Gefühl in eine fremde Welt zurückgekehrt zu sein. Manchmal fühlte ich auch eine feindliche Welt. Vertrauter Feind. Ich freute mich sehr, denn kurze Zeit nach meiner Rückehr bekam ich eine große Anzahl an EMAILs wo mich auch unbekannte Menschen beglückwunschten. Nette Zeilen und Bilder aus Nepal folgten. Neue Freunde hatte ich gefunden, auch wenn sie über 6000 Kilometer entfernt waren. Freunde, mit denen ich schon lange kein Kontakt mehr hatte,nahmen mich auf, als hätten wir uns gestern erst das letzte mal gesehen. Neugierig wurde ich gefragt wie den mein Nepal Trip gewesen war, ich stand Rede und Antwort. Auch meine Eltern waren sehr stolz und verfolgten gespannt meinen Worten zu den aufregenden Bildern. Ich tat mir schwer wieder mit dem Training anzufangen. Dies änderte sich manchmal im Minutentakt. Doch Tag für Tag ging es aufwärts, mein Körper erholte sich, ich begann wieder zu trainieren, mich mit Freunden zu treffen. Nun konnte ich wieder Atmen. Auch mein Versprechen an Maila konnte ich umsetzten, was mir sehr wichtig war! Dann zog ich wieder mein Training an-das nächste Ziel würde am 31.12.2016 die Watzmann-Mittelspitze sein. Ich hatte für mich persönlich dort noch was wichtiges zu erledigen. Dann konnte ich endgültig abschließen. Und noch was lernte ich die folgende Tage- Viele Gespräche mit einer sehr guten Freundin zeigten mir darin den Weg auf. VERZEIHEN nur so lernt dein Herz wieder Lachen. Für 2018 möchte ich wieder nach Nepal zurück kehren.

Dhan'yavāda